An Autumn For Crippled Children – Closure

Walter Kraus | 4. August 2023 | 0 Comments

Seit 15 Jahren ringen An Autumn For Crippled Children elegischen (Post-)Black Metal- und Shoegaze-Klängen neue emotionale Dimensionen ab. Das niederländische Trio strebt die stete Erweiterung des eigenen Sounds an, bemüht Tiefgang und rüttelt am emotionalen Korsett der Hörerschaft. Den Nachfolger von „All Fell Silent, Everything Went Quiet“ nahmen sie bereits zwischen September 2021 und Mai 2022 auf, Fertigstellung und Feinschliff benötigten jedoch ihre liebe Weile. Nun zeigt „Closure“ seine überdimensionalen, bedrohlichen Klauen.

Dass es sich bei diesen zehn Tracks keinesfalls um Stillstand auf hohem Niveau handelt, illustrieren Episoden wie „Here Comes Sorrow“. Das große Finale bringt zwar die mittlerweile bestens bekannte Mischung aus ruppigem Black Metal, Post-Atmosphäre und Shoegaze-Gefühlswelten auf den Punkt, die verwaschenen Keyboards und Experimente auf rhythmischer Ebene sind jedoch neu. Und höchst willkommen. Ähnliches bemüht „Where Pain Begins“, das aus den Startlöchern explodiert und alles zerlegt, was sich gerade aufbaut. Schillernde Klangwelten treffen auf rohe Intensität – ein vertrautes Konzept, überaus stark und zugleich beklemmend dargeboten.

In „Culpable“ denkt man hingegen zunächst kurz an Satyricon, während das Trio betont stoisch vorangeht, nur um durch die eingebaute Synthetik aus dem Konzept gebracht zu werden. Poppige und zugleich unbequeme Melodik zählt zu den wichtigsten musikalischen Stilmitteln bei An Autumn For Crippled Children und wird hier perfektioniert – unbequem, aber auch für sich einnehmend. Die einsetzende Düsternis in der zweiten Hälfte kommt doppelt und dreifach gut. Hingegen wirkt „As The Void“ schaumgebremst, scheint den kapitalen Wutausbruch abzufedern. Dahinter überrascht filigrane Eingängigkeit, nur um im nächsten Moment von den vielleicht derbsten Gitarrenwänden des gesamten Albums überrollt zu werden.

Der omnipräsente Widerspruch bekommt An Autumn For Crippled Children bestens und beflügelt ihren Sound mehr denn je. In anderen Händen würden die Synthies cheesy bis anstrengend klingen, machen hier jedoch Sinn und sogar Laune. Insgesamt scheint „Closure“ noch eine Spur stärker auf den Gaze-Ansatz zu setzen, wenngleich die unvermeidlichen Black-Metal-Eruptionen dadurch doppelt und dreifach wild ausfallen. Geschickt wird an der Mischung gearbeitet, das Ergebnis ist abermals über jeden aufwühlenden Zweifel erhaben.

Wertung: 8/10

Erhältlich ab: 04.08.2023
Erhältlich über: Prosthetic Records (Cargo Records)

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