Godthrymm – Distortions
Die neuen epischen Doom-Hoffnungsträger Godthrymm melden sich furios zurück. Dreieinhalb Jahre nach „Reflections“ setzen die Briten ihre „Visions“-Trilogie fort, nunmehr mit Catherine Glencross an Vocals und Keyboards an Bord. Am Sound ändert sich jedoch herzlich wenig, denn der bleibt mächtig, melodisch, von Trauer und Verlustängsten geprägt. „Distortions“ bemüht sich um ein deutlich komplexeres, vielschichtigeres Klangerlebnis – ein mutiges, von Erfolg gekröntes Unterfangen.
Der Zweitling eröffnet mit einem von zwei Giganten, der die Zehn-Minuten-Marke locker sprengt. Einstiegshürde? Mitnichten, denn das gehört eigentlich zum guten epischen Ton. Tatsächlich kommen die kompakteren Texturen in „As Titans“ prima durch, denn die Hinzunahme dezent und doch prägnant eingesetzter Keyboards verleiht dem Sound mehr Tiefgang. Hamish Glencross singt zudem so stark wie immer, wirkt wie beflügelt von der neuen Atmosphäre. Im anschließenden „Devils“ erhöht sich die Schlagzahl deutlich, wenngleich doomige Gefilde dennoch dominieren. Drückender Donnerhall, wütend verdroschene Drums und das Zusammenfinden beider Stimmen betonen mehr denn je den metallischen Teil des Genres.
Einzig in „Pictures Remain“ verwählt man sich ein bisschen. Das liegt keinesfalls daran, dass hier Catherine Glencross den Lead-Gesang übernimmt, doch in Verbindung mit kühler, reduzierter Instrumentierung schleppt sich der Track selbst für Doom-Verhältnisse etwas sehr. Das knackige, ätherische „Echoes“ rückt diesen Eindruck schnell gerade und wird gen Halbzeit sogar richtig schön evil. In „Follow Me“, dem zweiten Epos, spielen Godthrymm sämtliche Qualitäten aus. Zentnerdicke Gitarrenwände, besonders melodische Reduktion, epische Spannungsbögen und greifbare, überaus beklemmende Trauer in Riffform gehen unter die Haut.
Bereits zu diesem überaus frühen Zeitpunkt ihrer Karriere weiß man, was man bei Godthrymm – angesichts der beteiligten Doom-Prominenz kaum verwunderlich. „Distortions“ bohrt sich noch tiefer in schwerfällige Untiefen vor, errichtet überdimensionale Mauern und weicht diese durch melodische Epik auf. Der Rausschmeißer mag etwas dünn ausfallen, rundherum regiert jedoch große Klasse. Godthrymm spielen die Routine ihrer früheren bzw. anderen Leben aus und mischen gefühlsvolles Herzblut hinzu, das auf allen Ebenen spürbar bleibt. In dieser Form darf man auf den Abschluss der Trilogie mehr als gespannt sein.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 18.08.2023
Erhältlich über: Profound Lore Records (Membran)
Website: godthrymm.com
Facebook: www.facebook.com/godthrymm
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