Rotten Casket – Zombicron
Eine der interessantesten Old-School-Death-Metal-Bands der Gegenwart setzt zum großen Wurf an. Nach mehreren EPs und einer kleinen Schaffenspause wagen sich Rotten Casket erstmals an das Albumformat. Mastermind Frank Bergesson hat unter anderem Mitglieder von Sodom, Asphyx und Disabuse um sich geschart mit dem Ziel, möglichst ranzige und abstoßende Musik zu fabrizieren – im besten Sinne, versteht sich. Exakt das gelang mit „Zombicron“, einem erstaunlich ranzigen und unbequemen Nackenschlag.
„Planet Casket“ führt mit einem ominösen Intro erst einmal auf die falsche Fährte. So melodisch hat man das Quintett nicht erwartet – ein Eindruck, der sich sehr schnell korrigieren wird. Zwischen furiosen Attacken und doomigen Untertönen wogt das Geschehen hin und her. Martin van Drunens Vocals sind so ikonisch wie immer, schlagen mit beiden Fäusten auf den Morast ein, während die Mitstreiter rundherum ranzig sägende Riffs, bleierne Basswände und drückende Drums schneidern. Ein herzhaftes ‚fucking hell‘ leitet die anschließende Video-Auskopplung „Hunting Down The Last Living“ ein, dann kreist erst einmal der Nackenrotor. Komplette Eskalation, angedeuteter Groove und schier uferlose Wut kollidieren.
Am anderen Ende des Albums wartet mit dem Titelsong „Zombicron“ das andere Extrem. Nicht nur ob der Vocals fühlt man sich gerne mal an Hail Of Bullets erinnert, denn die bleierne Schwere der alten Death-Doom-Schule kommt hier besser und stärker denn je durch. Unfassbare Wucht, zentnerdicke Wände und komplette Entschleunigung schrauben den Druck in unerträgliche Höhen. Hingegen wählt „Mass Conzombtion Society“ den goldenen Mittelweg – nicht übermäßig schnell, nicht zu langsam, dafür richtig schön heavy und doch dynamisch. Das kurze, knappe „Cape Cadaveral“ geht hingegen einfach nur nach vorne. Mehr braucht es manchmal nicht.
Die rohe Urgewalt sorgt für Unterhaltung und landet zugleich einen absoluten Volltreffer. Natürlich erfinden Rotten Casket das Old-School-Rad nicht neu; das verlangt und erwartet niemand. Und doch funktioniert die eigene, herrlich ranzige Interpretation der alten Death-Metal-Schule nebst Besuch im doomigen Sägewerk prächtig. Mit einer der besten Stimmen des Genres an vorderster Front und mächtigen Songs dahinter bestätigt „Zombicron“ sämtliche Erwartungen souverän – ein Fest, nein, eine Schlachtplatte für Momente besonders übler Fäulnis.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 01.09.2023
Erhältlich über: Supreme Chaos Records (Soulfood Music)
Facebook: www.facebook.com/RottenCasketDeathMetal
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