Soen – Memorial

| 28. August 2023 | 0 Comments
Soen

(c) Jeremy Saffer

Einst ein scheinbarer Nebenschauplatz für progressiv interessierte Musiker, konnten sich Soen längst auf komplett eigene Beine stellen und zählen nunmehr zu den heißesten Aktien klassischer, zugleich herausfordernder Klänge. Mit „Imperial“ knackten sie Anfang 2021 sogar die Top 20 der österreichischen Album-Charts und sind somit entsprechend ‚angekommen‘. Auf diesem Erfolg möchten sie nun aufbauen. „Memorial“ will sich offensiv mit gesellschaftlichen Problemen auseinandersetzen und geht dabei vertraute, dennoch frische Wege.

Vorneweg: Die abschließende Ballade „Vitals“ ist Geschmacksache und wagt sich schon mal in arg seichte Gefilde vor. Etwas weniger Kitsch wäre fein gewesen, das emotionale Schlussdrittel beeindruckt dennoch. Viel typischer ist da schon ein Track wie „Unbreakable“, der ordentlich Dampf macht und modernere Töne anschlägt. Gerade Gitarren und Drums geben sich komplex und verkopft, zugleich jedoch eingängig genug, um hängen zu bleiben. Diesen Spagat krönt Joel Ekelöf mit geölten Stimmbändern und eindrucksvoller Präsenz. Einzig in „Hollowed“ lässt er sich unterstützen, passend zu getragenen, abermals (semi-)balladesken Klängen – bloß um Welten frischer und vielschichtiger als das Finale.

Die besten Momente schlagen ohnehin die Brücke von proggigen Tönen zu etwas eingängigerer Mucke. „Incendiary“ trägt einen willkommenen Modern-Metal-Anstrich, lebt zugleich von jener Atmosphäre, die Soen so besonders macht. Ein reduziertes Breakdown mit Pink Floyd-Vibes fällt aus dem Rahmen, ergibt dennoch Sinn. Das eröffnende „Sincere“ lässt die Muskeln spielen, setzt auf Volumen mit Hooks und Feingefühl. „Violence“ bemüht tatsächlich etwas mehr Härte rundherum, bevor Midtempo und Gefühl einen düsteren Gegenpol setzen. Das wuchtige „Icon“ geht ebenso nicht so schnell aus dem Ohr und wagt sich mehr denn je in ruppig-metallische Gefilde vor.

Insgesamt eine Spur ruhiger und zugänglicher, aber keinesfalls brav: Mehr denn je drücken Soen ihren Prog-Sound in eingängigere, kompaktere Muster, was ihnen jedoch sehr, sehr gut bekommt. „Memorial“ ist – wohlgemerkt im besten Sinne – offensiv Ohrwurm-tauglich, ohne dabei komplexere Spielereien ad acta zu legen. Es geht weiterhin um Atmosphäre und Überraschungen, um ominöse Schwere und himmlische Leichtigkeit. Soen bringen etwas Frische in ihre Musik ein und entwickeln sie auf Raten weiter – eine von vorne bis hinten spannende, unterhaltsame Angelegenheit.

Wertung: 8/10

Erhältlich ab: 01.09.2023
Erhältlich über: Silver Lining Music (Warner Music)

Website: soenmusic.com
Facebook: www.facebook.com/SoenMusic

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Category: Magazin, Reviews

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