VAK – The Islands
Selbst für Sludge-Verhältnisse klingen VAK ungewöhnlich. Das schwedische Quintett öffnet den eigenen Sound mit wachsender Begeisterung und sucht nach frischen Ansätzen. Das gilt für ihr mittlerweile drittes Werk mehr denn je, das sich vor allem progressiven und psychedelischen Gefilden widmet, diese auf das etablierte Stoner-Sludge-Fundament pappt und mit etwas Synthetik drübergeht. Melvins, Mastodon und Genghis Tron standen offenkundig Pate für das wahnwitzige, finstere und zugleich komplett abgedrehte „The Islands“.
Dabei beginnt noch alles relativ normal mit mehreren kürzeren Tracks hintereinander. Hier hebt sich „Panorama“ ab, dessen grantiges Riff nebst entstellender Synthetik richtig schön unbequem rüberkommt. Wütende Vocals als Gegenpol zu den teils zurückgelehnt anmutenden Drums schrauben die Intensität nach oben. Kaum wagen sich VAK jedoch in ellenlange Sphären vor, wird es spektakulär. Da wäre beispielsweise „Speed Of Images“, ein zermürbender Achtminüter, der die musikalische Frischzellenkur auf den Punkt bringt. Endlose Schleifen drängen schon mal in Noise- und sogar Industrial-Bereiche vor, die instrumentalen Zäsuren fallen ominös und verstörend aus, lassen sich psychedelisch treiben. Als würden Oranssi Pazuzu eine Stoner-Sludge-Platte aufnehmen.
Noch abgedrehter (und noch länger) wird es nur in „Melody Junkie“, das sich richtig viel Zeit für präzise Aufbauten nimmt. Post Rock trifft Prog, die Atmosphäre wird immer beklemmender, bevor sich nach fünf Minuten ein imaginärer Schalter umlegt. Gift und Galle nehmen das Heft in die Hand, fieses Störfeuer führt schließlich in ein hymnisches, mäanderndes Finale. Im Vergleich dazu gibt sich „Sewer Café“ fast schon konventionell, prominenter Synthesizer-Einsatz hin oder her. Die wabernden Schleifen bekommen dem Sound überraschend gut, lassen die Sludge-Komponenten noch bedrohlicher erscheinen, während sich rundherum fast so etwas wie eine Hook aufbäumt.
Viel Geduld, gute Nerven und Sitzfleisch, das sind die Zutaten für den Genuss von „The Islands“. Ja, die elektronischen Schleifen und psychedelischen Exkurse können das Nervenkostüm arg strapazieren, doch ist das by design. So heben sich VAK von der Masse ab und zeigen zugleich, dass derlei Ansätze auf allen Ebenen funktionieren, bei kurzen wie auch bei langen Nummern. Dicke Riffs und Hook kollidieren mit noisiger Unruhe und bedrohlicher Synthetik, während der progressive Geist unter Fernweh leidet. Die Schweden legen einen aufregenden Drittling hin, der gewiss alles andere als bekömmlich ausfällt, der jedoch die große Klasse des Quintetts unterstreicht und durchaus visionäre Qualitäten aufweist – ein spannendes, mitreißendes Unterfangen.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 01.09.2023
Erhältlich über: Indie Recordings / Plastic Head (Soulfood Music)
Facebook: www.facebook.com/VAKsthlm
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