Bio-Cancer – Revengeance
Wer sagt eigentlich, dass sich Thrash Metal nicht weiterentwickeln kann? Bio-Cancer lieben die extreme Seite des Genres, mixen unter anderem mächtig Death Metal hinzu und tourten bereits mit so unterschiedlichen Bands wie Marduk, Origin, Immolation und Voivod. Ihr letztes Album erschien zwar 2015, untätig waren die Griechen aber keinesfalls. Man bespielte alle verfügbaren Bühnen und nutze die Lockdown-Downtimes, um wieder an neuem Material zu arbeiten. Das landet nun in Form von „Revengeance“.
Dass sie rein gar nichts an Klasse eingebüßt haben, zeigen bereits die eröffnenden fünf Minuten. „Citizen… Down!“ nimmt alles mit, was man sich von Bio-Cancer erwartet, bloß noch eine Spur präziser. Lefteris brummt und kreischt in bestechender Form, rundherum reihen sich rasante, unnachgiebige Attacken, wobei gerade am Schlagzeug alles zu explodieren scheint. Verwaschener Groove im Mittelteil sowie ein episches Gitarrensolo runden gekonnt ab. Danach baut „44 Days In Hell“ weitere melodische Ideen ein – sehr verhalten, dennoch klar zu vernehmen. In den Untiefen des Arrangements brodelt es, klassische Metal-Muster kollidieren mit roher Brachialgewalt, die im Schlussakt sogar ein wenig Blackened-Death-Chic kultiviert.
„Dream Merchants“ ist ein weiteres packendes Epos, das Bio-Cancer als Bühne für ihr deutlich verfeinertes Songwriting nutzen. Die rohe, frontale Energie erinnert im besten Sinne an Krisiun, rundherum kokettieren sie mit hingegen mit den Epikern der neuen Schule, während sich der Frontmann auskotzt. Speziell das melodische Solo demonstriert eindrucksvoll, wie weit das Quintett inzwischen gekommen ist. Wie „Underdog (Against All Odds)“ mit wechselndem Tempo umgeht, sich bevorzugt mit Mittelfeld bewegt und etwaige Schwerfälligkeit nahezu aus dem Stand in echte Husarenritte umwandelt, beeindruckt.
Eine furiose Dreiviertelstunde später ist wieder alles eitel. Bei diesem Sound von mehr Feingefühl zu sprechen, mag wie ein Widerspruch in sich klingen, doch gelingt Bio-Cancer tatsächlich dieser alles andere als einfache Spagat mehr als souverän. Härter und präziser sogleich, so gibt sich das forsche „Revengeance“. Die Griechen bleiben dem Thrash treu und bauen etwaige Extreme-Wahnsinnstaten drumherum weiter aus. Deutlich kompakteres Songwriting, selbst in epischen Momenten, und hochgradig bekömmlicher Wahnsinn gehen eine magische Symbiose ein. Hier sollte man definitiv das eine oder andere gespannte Ohr riskieren.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 08.09.2023
Erhältlich über: Hammerheart Records (SPV)
Facebook: www.facebook.com/biocancer
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