Code Orange – The Above

| 27. September 2023 | 0 Comments
Code Orange

(c) Tim Saccenti

Ausgerechnet in der Release-Woche von „Underneath“ ging der Rest der Welt in den Lockdown. Code Orange ließen sich davon aber kaum aus der Ruhe bringen. Sie zählten zu den ersten Bands, die Livestream-Konzerte veranstalteten, und widmeten sich nach mehreren erfolgreichen Gigs den Arbeiten an einem Nachfolger. Unzählige Notizbücher wurden gefüllt, zudem konnte man mit Steve Albini eine echte Produzenten-Legende verpflichten. Dass ausgerechnet unter dem Meister des Unbequemen das bislang eingängigste Werk des Sextetts entstand, passt ins Bild. Und doch ist „The Above“ alles andere als einfach oder massenkompatibel.

Songs wie „Take Shape“ schlagen die Brücke zwischen Rock-Radio und Experimentierfreude. Mit Smashing Pumpkins-Mastermind Billy Corgan konnte ein prominenter Gast gewonnen werden, während rundherum Rock, Metal und Industrial kollidieren – schroff, nicht immer zugänglich, und doch magisch anziehend. Deutlich melodischer gestaltet sich „But A Dream…“, das mit Post-Grunge und Alternative flirtet, sich zur gewaltigen Hymne aufschwingt und in den Strophen dennoch bedrohlich, geradezu mystisch anmutet. Auch „Splinter The Soul“ weist ähnliche Qualitäten auf, wenngleich deutlich melodischer. Sevendust lassen grüßen, später wird es derb mit Breakdowns galore.

Und doch bleiben Code Orange ihrem Wahnsinn treu, siehe und höre „Grooming My Replacement“. Core im Überschuss, frontale Attacken und unbequeme Düsternis zerlegen alles. Ähnliches gilt für „A Drone Opting Out Of The Hive“, das sogar ein wenig mit dem aktuell populären Nu-Core anbandelt, während Störsignale am laufenden Band auf das zuweilen nahezu Math-artige Geschehen einprasseln. „I Fly“ wählt den goldenen Mittelweg – zäh und doch hymnisch, eingängig und zugleich ruppig. Dass ausgerechnet zwei experimentelle, kaputte Stücke wie „Never Far Apart“ und der Titelsong diese Platte einrahmen und mit Industrial-Vibes torpedieren, passt ins Bild.

Keine Sorge, die längst erwachsenen Kids haben keine Radio-Platte aufgenommen, zeigen sich zugleich jedoch zugänglicher und noch vielschichtiger. Die prominentere Rock-Schiene bekommt Code Orange sehr gut, spielt mit Licht und Schatten. „The Plague“ schlägt ein neues Kapitel auf und nimmt dabei doch herrlich viel Vertrautes mit. Noch mehr Extreme, noch mehr Experimente, derbe Nackenschläge und synthetisch befeuerte Ausritte lassen Hören und Sehen vergehen. Die Mischung gelingt besser denn je und untermauert einmal mehr den Ausnahmestatus des US-Sextetts, das abermals zum großen Wurf ansetzt.

Wertung: 8/10

Erhältlich ab: 29.09.2023
Erhältlich über: Blue Grape Music

Website: codeorangetoth.com
Facebook: www.facebook.com/codeorangetoth

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Category: Magazin, Reviews

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