Phantom Bay – Underground

| 4. September 2023 | 0 Comments
Phantom Bay

(c) Anton Brosge

Im Frühjahr 2022 veröffentlichten Phantom Bay ihr erstes Album und rannten damit offene Türen ein. Der knisternde, emotional aufgeladene Mix aus Hardcore und Punk verhalf ihnen unter anderem zu Tourneen mit Militarie Gun und Turnstile, zudem gab es manch einen renommierten Festival-Auftritt. Und auch im Studio war man keinesfalls untätig und schrieb eine neue EP, die sich recht deutlich mit dem globalen Status Quo auseinandersetzt. „Underground“ erkennt eine Abwärtsspirale und singt dagegen an.

„We still won’t make a difference collectively“, diese Zeile des abschließenden „Collective Decline“ bleibt im Ohr. Man kann tun, was man will, letztlich reicht selbst das Kollektiv nicht aus. Änderungen müssen auf breiterer Ebene passieren, so die Analyse aus der Doomscrolling-Perspektive. Das kommt hörbar aus dem tiefsten Inneren, während sich die Musik rundherum ähnlich zerrissen gibt, suchend, auf das gewisse Etwas hofft, das eine Trendwende herbeiführt. „Airtight“ versucht das zumindest musikalisch, rattert in unter zwei Minuten durch und packt überdimensionale melodische Texturen aus, die durch Mark und Bein fahren.

Das übrige Material gestaltet sich ebenfalls als Siegeszug. Wie „No Space“ zunächst Converge antäuscht und dann seinen eigenen Stiefel durchzieht, unterhält ungemein. Hohes Tempo weicht nach und nach bleierner Schwere, während emotionales Kargland in den großen Kampf gegen die Verzweiflung zieht. Dort lauert bereits das kurze, knackige „Bullet“, fällt mit der Tür ins Haus und zieht zugleich dicke Wände auf. Hinter diesem Widerspruch lauert „Ends Meet“, vergleichsweise zurückgenommen und understated. Phantom Bay lassen den Track kommen, jagen die Gitarren durch die Echokammer und beobachten den Zerfall mit Argusaugen.

Wer den ersten Streich mochte, wird „Underground“ lieben. Phantom Bay knüpfen souverän an ihren Einstand an und spielen sich frei. Fünf Songs in gut elf Minuten sind nun wirklich nicht die Welt, lassen letztlich jedoch keine Fragen offen. Die schiere Wucht dieser Nackenschläge lässt nicht mehr los, beißt sich fest und bemüht mit Reißzwecken gespickte Katharsis. Näher denn je scheint es, das Ende, der unwiderbringliche Absturz des menschlichen Seins. Phantom Bays Ringen um Fassung findet die richtigen Worte und wird noch lange nachhallen.

Wertung: 8/10

Erhältlich ab: 08.09.2023
Erhältlich über: KROD Records

Website: www.phantombay.net
Facebook: www.facebook.com/phantombaypunks

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Category: Magazin, Reviews

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