Capra – Errors
Scheinbar aus dem Nirgendwo schlugen Capra vor zweieinhalb Jahren mit „In Transmission“ ein. Der wütende Hardcore, der zwischen angepunktem Chaos und Metalcore-Ursuppe pendelte, traf einen Nerv und hallt immer noch nach. Auf der Stelle will man deswegen keinesfalls treten und gibt sich dafür eine Spur finsterer. Frontfrau Crow Lotus geht offener mit ihren Depressionen um und lässt Raum für die besonders schweren, kaum auszuhaltenden Phasen, während die Musik vergleichsweise geradlinig wirkt. „Errors“ geht urgewaltig nach vorne.
Ein Song wie „Trauma Bond“ macht recht deutlich, wohn die Reise nun geht, macht forsch und direkt auf den Weg nach vorn, variiert das Tempo gekonnt und fühlt sich mehr denn je in etwas klassischeren, metallisch angepunkten Hardcore-Gefilden wohl. Begleitet von Lotus‘ forschen, pointierten Vocals, geht auch das wunderbar auf, nach der Zwei-Minuten-Marke treten kleinere Widerhäkchen und Squeals auf. Die Urgewalt von „Tied Up“, das zunächst gefühlt aus den Startboxen explodiert, nur um sich in weiterer Folge bleierner Schwere hinzugeben, macht ebenfalls Laune. Etwas Groove und ein massives Breakdown lassen diese 140 Sekunden wie im Flug vergehen.
Wirklich aus dem Rahmen fällt eigentlich nur das abschließende „Nora (Last Call)“, das Raum für frische Ideen lässt. Nach einem langen Intro schnellt das Tempo in die Höhe, begleitet von klaren, atmosphärischen Gitarren – Klänge, die man so eher in Post-Black-Metal-Gefilden vermuten würde, die aber prima mit dem Capra’schen Sound harmonieren und neue Welten öffnen. Auch „Human Commodity“ macht Laune, gerade im rasenden Intro, das in weiterer Folge immer wieder durchzubrechen scheint. Die rasende Wut in jeder Silbe landet einen Nackenschlag nach dem nächsten.
Eine halbe Stunde später ist schon wieder Schluss und alles eitel. Nein, die epochale Wucht und Intensität des Vorgängers bringt „Errors“ nicht ganz mit, pendelt sich dafür auf starkem Niveau ein. Die Hardcore-lastigere Ausrichtung unterhält, Experimente und musikalische Ausbrüche werden insgesamt etwas reduziert und das Geschehen in fast schon kompakte Bahnen gelenkt. In Verbindung mit den drastischen, beklemmenden Vocals von Crow Lotus nimmt die Dramatik dafür ungleich zu. Capra behaupten sich, treten nicht auf der Stelle und legen die nächste packende Wundertüte vor – anders, aber weiterhin richtig gut.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 06.10.2023
Erhältlich über: Metal Blade / Blacklight Media Records (Sony Music)
Facebook: www.facebook.com/Capraband
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