Clowns – Endless
Die letzten Jahre hinterließen auch bei Clowns ihre Spuren. Angesichts der nächtlichen australischen Ausgangssperre war man häufig notgedrungen alleine mit den eigenen Gedanken, was für viele alles anders als einfach war. Aus diesem inneren Kampf entstand ein Album über Unsterblichkeit, das scheinbar unüberwindbare Hindernisse meistert und sich zugleich neuen Erfahrungen öffnet. „Endless“ treibt den Sound des Quintetts auf die herrlich durchgeknallte Spitze.
„Formaldehyde“ ist ein Wellenbrecher, wie ihn wohl nur Clowns schreiben können – wuchtig, kantig, durchgeknallt und dabei richtig schön stilvoll. Die Hardcore-Punk-Abrissbirne kreist wieder, das Tempo wird schnell in die Höhe getrieben, während sich Steve Williams durch die Hymne auf das eigene ewige Leben tankt. Schnell ist der Refrain mitgebrüllt, so herrlich schräg gestaltet sich das Unterfangen. Williams übernimmt auch in „Bisexual Awakening“ eine wichtige Rolle. Hier ist er ganz er selbst, will nicht länger unsichtbar sein und packt das in 110 packende, wütende Sekunden, die sich mehr denn je dem Metallischen nähern.
Hingegen täuscht „Quicksand“ eine instrumentale 80s-Fanfare an und braucht etwa zwei Minuten, um sich zurück in vertraute Gefilde zu kämpfen – etwas rockiger, dennoch rau und ruppig wie immer. Bassistin Hanny J übernimmt die Lead-Vocals in „Thanks 4 Nothing“. Der Alternative-lastige Track fängt Rastlosigkeit ein, und so brodelt es passenderweise unter der Oberfläche. Welche Rolle KI im ewigen Leben spielen kann und wird, erforscht „Z3r0s&0n3s“, zwischen digitaler Verfremdung und Wellenbrecher gefangen. Das obligatorische Experiment darf natürlich auch nicht fehlen. In „A Widow’s Son“ erzählt erzählt der namenlose Moderator des australischen True-Crime-Podcast ‚Casefile‘, unter anderem von Max Bobzin (Feine Sahne Fischfilet) an der Trompete begleitet, vom legendären australischen Outlaw Ned Kelly – nicht uninteressant, aber sicher unter achteinhalb Minuten machbar.
Während das Finale etatmäßig über die Stränge schlägt, setzt es rundherum gewohnte Qualität. Clowns haben einiges zu sagen, zudem hat sich hörbar massig Energie aufgestaut, die nun einfach raus muss. Insgesamt fällt „Endless“ eine Spur härter und direkter als der Vorgänger aus, ohne jedoch auf punkige Hymnen und rockige Untertöne zu verzichten. Mächtiger Druck und hörbare Spielfreude geben sich die imaginäre Klinke in die Hand … und Clowns setzen ihre Serie an bockstarken Alben souverän fort.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 20.10.2023
Erhältlich über: Fat Wreck Chords (Edel)
Website: clownsband.com
Facebook: www.facebook.com/clownsband
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