Distaste – Der Ertraeger und das Fleisch

| 6. Oktober 2023 | 0 Comments
Distaste

(c) Distaste

Stillstand wird überbewertet, und so melden sich Distaste furios auf Albumlänge zurück. Die heimische Grind-Institution hat keinen Bock auf Schema F und will etwaige Erwartungen hinter sich lassen. Mehr noch, statt puristichem Grindcore halten vermehrt Death Metal-Klänge der alten HM2-Schule Einzug, gepaart mit Punk-Spirit und dezent angethrashter Blackened-Wucht. Wie zuletzt „Deibel“ folgt „Der Ertraeger und das Fleisch“ einem losen konzeptuellen Faden und lotet im Vorbeigehen die eigenen Blast-Möglichkeiten aus.

Anfangs scheint noch alles beim Alten zu sein mit dem kurzen, drückenden Trio „Zerfallsprozess“, „Narrenkappe“ und „Aequivalent Scheisse“ – drei brachial ballernde Grind- bis Deathgrind-Nummern, exzellent produziert, von hohem Tempo und präziser Bosheit. Erst „Geiferloch“ wagt sich an die ranzige alte Schule, streut faulige Gitarren ein, lässt immer wieder Zermürbendes einfließen, während rundherum das Chaos regiert. Ein Track wie „Theresa“ mit seinem gelegentlich getragenen Tempo sowie melodischen, nahezu fanfarenartigen Ansätzen im Hauptteil fällt definitiv aus dem Rahmen und passt doch perfekt auf diese Platte – hypnotisierend, nahezu eingängig, dennoch brutal und aggressiv.

Ein weiteres Highlight ist „Das Leid und sein Gift“, das sich sogar der Sechs-Minuten-Marke annähert und mit brütendem Death-Doom experimentiert. Asphyx lassen grüßen, wenn schwerfällige Druckwellen durch Mark und Bein fahren. Eine kleine Explosion zwischendrin muss sein, bevor es wieder zäh und zermürbend wird – was für ein Brett. Wie das abschließende „Das kalte Beil“ mit Geschwindigkeit und Instrumentierung spielt, begeistert ebenso. Bis zum Zerfall tanken sich Distaste durch martialischen Wahnsinn. In „Der Ertraeger“ halten sogar dezent melodische Ansätze Einzug, eingebettet in High-Speed-Husarenritte. Auch das macht Laune.

Distaste sagen über dieses Album selbst, sie hätten ihren Sound gefunden, und das lässt sich nicht überhören. Ihren Grind-Wurzeln kehren sie keinesfalls den Rücken, wagen sich zugleich weiter in andere Extreme vor. Der verstärkte Death-Metal-Anteil bekommt „Der Ertraeger und das Fleisch“ sehr gut, zeugt von musikalischer Klasse, bringt sogar den einen oder anderen kleineren Ohrwurm hervor. Mit ihrem bislang besten, vielschichtigsten Album landen Distaste einen absoluten Volltreffer und legen eines der großen Metal-Highlights des Jahres vor.

Wertung: 9/10

Erhältlich ab: 06.10.2023
Erhältlich über: FDA Records (Soulfood Music)

Facebook: www.facebook.com/distastegrind

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Category: Local Bands, Magazin, Reviews

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