Graven Sin – Veil Of The Gods
Auf manche Bands hat man gefühlt ein Leben lang gewartet. So vollmundig werden Graven Sin vorab beschrieben … und das ist tatsächlich gar nicht einmal so verkehrt. Das neue Trio aus Finnland versteht sich auf klassische Metal-Klängen mit deutlichem Doom-Einschlag, die sich den düsteren Wurzeln der Heavyness widmen, von kraftvollen Vocals und intensiver Stimmung begleitet. Ihr erstes Album „Veil Of The Gods“ weckt Erinnerungen an die Meister eines Genres und kann durchaus mit ihnen mithalten.
Ihren vielleicht besten Song packen die Nordlichter gleich zu Beginn aus: „The Morrigan“ fällt mit der Tür ins Haus und rückt Nicholas Leptos‘ starken Gesang im Geiste der großen Metal-Könner in den Mittelpunkt, irgendwo zwischen Doom- und NWOBHM-Energie platziert. Kernige Strophen mit dicken Riffs und ein überlebensgroßer, hymnischer Refrain bringen typische Heavyness in Richtung Beklemmung, brennen sich sofort ein und führen durch einen herrlich wirren Instrumental-Teil. Die schiere Wucht von „Scarlet Night“ bleibt sich ebenfalls sofort hängen. Leptos gibt den großen Dramaturgen mit allerlei prägnanten Gesten, rundherum bäumt sich ein süffiger wie furztrockener Midtempo-Track auf, von einem schmissigen Solo gekonnt abgerundet.
Immer wieder werden Erinnerungen an Grand Magus und Reverend Bizarre wach, wenn Tracks wie „She Who Rules Nifelheim“ Brücken zwischen musikalischen Welten schlägt, durchaus rockig rüberkommt, ohne dabei zu weit von der doomigen Grundstimmung abzurücken. Das beherrscht auch „Beyond Mesopotamia“, für Graven Sin fast schon so etwas wie ein Sprinter und in bester Hinsicht richtig schön evil. Die abschließende Hymne „As The Erinyes Emerge“ packt noch eine Portion Schmalz aus und setzt diese tatsächlich gelungen ein. Nicht zum einzigen Mal loten die Finnen die Grenze zum Kitsch erfolgreich aus.
Eigentlich machen Graven Sin nichts sonderlich neu oder revolutionär, doch funktioniert gerade das so gut. Mit ihrem traditionsbewussten, dennoch frisch wirkenden Sound rennen die Finnen offene Türen ein. „Veil Of The Gods“ trifft den Nerv der Finsternis – nicht zu düster, aber auch nicht zu klassisch – und paart das mit richtig guten Songs sowie einer hervorragenden Stimme. Es kann manchmal wirklich so einfach sein, und Graven Sin empfehlen sich mit diesem bärenstarken, einprägsamen Erstling definitiv für größere Herausforderungen.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 03.11.2023
Erhältlich über: Svart Records (Membran)
Website: gravensin.bandcamp.com
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