Occult Hand Order – Silence By The Raging Sea
(c) Quentin Dassibat
Unorthodoxe Klangwelten zwischen martialischer Schwere und fluffiger bis psychedelischer Leichtigkeit sind die große Stärke von Occult Hand Order. Das erst 2018 in Lyon gegründete Trio veröffentlichte bislang zwei EPs als Klangstudien mächtiger Gegensätze. Mit ihrem neuesten Streich wollen die Franzosen ihre Umwelt unvoreingenommen betrachten, begleitet von eigenen Ängsten und Neurosen, die für angenehmen Zweifel inmitten gerne widersprüchlicher Soundscapes sorgen. Entsprechend auch der Titel des ersten Albums: „Silence By The Raging Sea“.
Das lockere, zurückgelehnte Drumming, das „Sink“ nahezu beiläufig eröffnet, lässt kaum vermuten, was dieses wahnwitzige Album zu bieten hat. Irgendwann wandeln sich die ominösen Gitarren zu verzerrten Wänden, unbequem und doch spannend. Auch die hellen, meditativen Vocals verwirren etwas, wirken wie das Auge des Sturms, während es rundherum nervös bis unruhig wird. Die doomige Sludge-Seite der Band versucht wiederholt durchzubrechen und ringt mit den feinsinnigen melodischen Ansätzen um die Vorherrschaft. Es bleibt bei einem klaren Unentschieden, doch weiß diese stete Unruhe, diese greifbare Spannung zu unterhalten.
So geht es auch weiter, wobei „Pyre“ derlei Klangmagie zu neuen Extremen verhilft. Stellenweise scheint das Tempo komplett zu schwinden, während die Effektpedale der Heavyness scheinbar noch mehr Bosheit verleihen. Und doch tauchen wieder diese ruhigen, spirituellen Momente auf. Krasse Zäsuren lassen das Geschehen erst recht eskalieren, und „Golden Bones“ bemüht exakt das mehr denn je. Bei elf Minuten Spielzeit schleichen sich zwar kleinere, nicht weiter nennenswerte Längen ein, doch unterstreicht letztlich genau das den im besten Sinne speziellen Ansatz der Franzosen.
Nein, einfach ist dieses Album nun wirklich nicht geworden, wohl aber verdammt stark. Nie weiß man so genau, was sich hinter dem nächsten Eck verbirgt, wenn Widersprüche die sorgsamen Klanggebilde durchziehen. Plötzliche Eruptionen, meditiative Abschnitte, präzise Beobachtungen von Sein und Schein, aber auch kleinere Dampfwalzen ziehen sich wie ein roter Faden durch „Silence By The Raging Sea“. Einfach ist hieran nichts, lohnenswert aber allemal: Occult Hand Order stellen auf angenehme Weise vor Schwierigkeiten und Herausforderungen. Viel Geduld und gute Kopfhörer werden wertvolle Begleiter bei der Erkundung einer angenehm andersartigen, eigenwilligen und letztlich magisch anziehenden Platte.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 20.10.2023
Erhältlich über: Eigenvertrieb
Facebook: www.facebook.com/occulthandorder
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