October Tide – The Cancer Pledge
In den letzten Jahren verschoben sich die musikalischen Vorzeichen bei October Tide immer mehr. Doom rückte langsam, aber sicher in den Hintergrund, während melodischer Death Metal das Heft in die Hand nahm. Exakt diese Mission gibt Mastermind Fredrik Norrman auch für den neuesten Streich vor und orientiert sich an jenen Platten, mit denen er in den späten 80ern und frühen 90ern aufwuchs. „The Cancer Pledge“ gibt sich entsprechend noch einen Tacken tödlicher.
Wuchtige Drumsalven bereiten den Weg für „Tapestry Of Our End“, dessen melodisch angehauchte Bosheit unterhält. Alexander Högboms heiseres Gekeife fährt durch Mark und Bein, Doom-Ansätze findet man nur noch vereinzelt, wenn das Tempo etwas rausgenommen wird und dichten Klangteppichen Platz macht. Das intensive Unterfangen unterhält, wogt stetig hin und her, unterstreicht zugleich jedoch den deutlich schrofferen Ansatz. Das tut auch der Titelsong, dessen bittere Süße natürlich an die Anfänge erinnert, während nicht von der Hand zu weisende Bosheit die Göteborger Schule zitiert.
„Blodfattig“ rattert hingegen mit erstaunlicher Aggressivität durch, die selbst bei October Tide in dieser Form Seltenheitswert hat. Gift und Galle bemühen düsterste Gefilde, die rattendern Drums flirten sogar etwas mit Blackened Death – eine weitere spannende, vertraute und doch frische Facette. Auch „Breathe The Water“ hat derlei Bosheit gepachtet, schraubt jedoch das Tempo etwas weiter zurück. Monolithisches Auftreten bekommt den Nordlichtern sehr gut, zieht massive Wände hoch und lässt alte Death-Doom-Qualitäten erkennen. Das versucht auch „Peaceful, Quiet, Safe“ zeitweise, nur um zwischendurch mit Black-Metal-Wut durchzurattern – ein erstaunliches, verwinkeltes Spiel mit Kontrasten und Stimmungen.
Diese kleine, wohl aber mit Sicherheit überaus feine Frischzellenkur bekommt October Tide sehr gut. Anstatt alles umzuwerfen, gehen sie ihren Weg logisch weiter, wenngleich die feinen Doom-Anteile dadurch weiter an Relevanz verlieren. Die klassische Death-Doom-Mischung, wenngleich seltener eingesetzt, funktioniert dennoch weiterhin prima. „The Cancer Pledge“ macht trotzdem viel Laune, weil das Urverständnis für Death Metal – mal melodischer, dann wieder tiefschwarz – hörbar vorhanden ist und mehr als gekonnt eingesetzt wird. Die ranzige Fortschritt mit Rückgriffen geht auf und zeigt die Schweden einmal mehr in bestechender Form.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 06.10.2023
Erhältlich über: Agonia Records
Website: octobertide.net
Facebook: www.facebook.com/octobertideband
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