Bjørkø – Heartrot

| 30. November 2023 | 0 Comments
Bjørkø

(c) Sam Jamsen

2008 begann Tomi Koivusaari (Amorphis, Abhorrence), Riffs zu sammeln, um sich zu seinem 40. Geburtstag ein Soloalbum zu schenken. Es sollte letztlich bis zum 50er dauern, doch legt der Gitarrist als Bjørkø Zählbares vor. Unterstützt wird er von einer kompetenten (Studio-)Band um Mitglieder von Opeth, Spacevolk und Stratovarius, zudem konnte er eine Armada an Gästen gewinnen. Die Hälfte der Texte schrieb Abhorrence-Weggefährte Jussi „Juice“ Ahlroth, den Rest die ‚eingebrachten‘ Stimmen. Unter dem Titel „Heartrot“ setzt es eine erstaunliche Bandbreite extremer Metal-Klänge auf einem nicht minder erstaunlich kohärenten Album.

Zu Beginn trifft Koivusaari auf einen alten Weggefährten: Er steuerte einst die Gitarren für das schräge Flüffers-Soloalbum von Jeff Walker (Carcass) bei, der sich nun revanchiert und im Quasi-Titeltrack „The Heartroot Rots“ ordentlich auf die Kacke haut. Gemeinsam widmet man sich betont tödlichen Extremen in epischer Länge. Walker wirkt so heiser und grantig wie eh und je, der durchaus proggige Mittelteil überrascht dennoch und macht Platz für unterkühlten Pathos. Ähnliches gelingt mit „Hooks In The Sky“, für das Amorphis-Kollege Tomi Joutsen gewonnen werden konnte. Der leicht Pagan-Einschlag kommt gut, ein folkiges Break und dramaturgisch wertvoller, klagender Klargesang sorgen für die nötige Würze.

Jessi Frey (Velcra) ist vielleicht nicht der bekannteste Name, liefert im Death-Doom-Brocken „The Trickster“ aber eine grandiose Performance zwischen schwebenden, feenhaften Vocals und forscher Wut ab. Der ehemalige Nightwish-Bassist Marco Hietala (Tarot) verleiht gemeinsam mit Petronella Nettermalm (Paatos) dem vergleichsweise klassischen „Whitebone Wind“ melodische Flügel, während Shagrath von Dimmu Borgir das fieberhafte, tiefschwarze „World As Fire And Hallucination“ mit Gusto zerlegt. Was jedoch Aðalbjörn Tryggvason (Sólstafir, Isafjørd) mit „Vaka Loka“ anstellt, sprengt den Rahmen im besten Sinne – Pagan-artige Klänge, eingängige Spannungsbögen und emotionale Zerrissenheit treiben fünf starke Minuten voran.

Zwar hebt nicht jeder Track dermaßen ab, doch kann sich Koivusaaris Solo-Einstand mehr als nur hören lassen. Natürlich muss man in „Heartrot“ erst einmal hineinfinden, das ist ob der Pluralität an Stimmen, Emotionen und Genres kaum verwunderlich, doch kann man sich der musikalisch Magie Bjørkøs nicht so recht entziehen. Weitestgehend im Death-Doom- und Viking- bzw. Pagan-Mikrokosmos der Extreme angesiedelt, entsteht ein dichtes, lebhaftes, hochgradig abwechslungsreiches Kleinod voll ungewöhnlicher Schönheit und abstoßendem Schmerz, das bei jedem Durchlauf neue magische Feinheiten offenbart. „Heartrot“ reißt mit und hätte sich definitiv einen zweiten Teil verdient.

Wertung: 8/10

Erhältlich ab: 01.12.2023
Erhältlich über: Svart Records (Membran)

Facebook: https://www.facebook.com/p/Bjørkø-61550630090535/

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Category: Magazin, Reviews

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