Leonov – Procession

| 19. November 2023 | 0 Comments
Leonov

(c) Leonov

Was lange währt, wird endlich düster, und so melden sich Leonov nach (nicht nur gefühlt) viel zu langer Pause zurück. Mehr als fünf Jahre sind seit ihrem zweiten Album vergangen, doch zumindest rein musikalisch blieb man den musikalischen Besonderheiten – zarte Frauenstimme mit finsterer Aura, beklemmende Post-Konzepte und wüste Doom-Wände – treu. Die Hoffnung auf lichte Momente inmitten nahezu unendlichen Leides treibt den neuesten Streich „Procession“ an.

Nach einem ausdauernden Intro offenbart sich die volle Strahlkraft des Quintetts ebenso auf Raten, dafür richtig schön intensiv. „Amer“ wächst betont behäbig, und doch so verdammt gut. Unfassbar starker, butterweicher, gerne mal an Chelsea Wolfe erinnernder Gesang fährt durch Mark und Bein, während die Instrumentalisten auf ominöse Atmosphäre setzen, diese betont langsam aufbauen. Eine imaginäre Schlinge zieht sich enger und enger, bevor die erste von vielen kathartischen Eruptionen folgt. Cult Of Luna und Julie Christmas lassen grüßen, und doch folgen die Norweger ihrem eigenen Weg der Beklemmung, dessen Schönheit selbst in abstoßenden Momenten durchscheint.

Kunst ohne Krempel setzt es auch weiterhin, während kalte Schauer den Rücken runterjagen. Da wäre beispielsweise „Oreza“, das im Auge des Sturms beinahe folkigen Esprit vorfindet, bevor das Quintett regelrecht durch die Decke geht und mit drastischen metallischen Gesten explodiert. Im Titelsong „Procession“ suchen entstellte Gitarren nach einer Form der Erlösung, die zu keinem Zeitpunkt greifbar wirkt, von verwaschenen Streichinstrumenten und dem Mute der Verzweiflung torpediert. „Son“ verzichtet abschließend auf all das und schreitet erhobenen Hauptes dem Untergang entgegen – entschlackt, reduziert, von erschüttender Anmut begleitet.

Bei schier unendlicher Beklemmung – das Wort der Platte – ist alles eitel. Was Leonov in diesen knapp 41 Minuten abziehen, bringt den inneren Gefühlshaushalt komplett aus dem Gleichgewicht, und das macht erstaunlich viel Spaß. Ja, „Procession“ zerlegt das Innerste mit Gusto, macht das aber unheimlich gut. Eine starke Stimme alleine macht schon viel richtig, doch sind es die emotional aufgeladenen Arrangements mit folkigem Kargland und metallischer Selbstaufgabe, die dem Geschehen erst recht ihren Stempel aufdrücken. Leonov konsolidieren sich auf verdammt hohem Niveau und lassen letzte Blätter fallen.

Wertung: 8/10

Erhältlich ab: 24.11.2023
Erhältlich über: Vinter Records

Facebook: www.facebook.com/Leonovband

Teile diesen Artikel

Tags: , , , , ,

Category: Magazin, Reviews

Demonic-Nights.at - AKTUELLES