Morne – Engraved With Pain
(c) Hillarie Jason
Gefühlt lastet der Schmerz der ganzen Welt auf den Schultern von Morne. Das in Boston ansässige Quartett vefeinert seit Jahren seinen schwerfälligen Sound, der sich rund um Doom, Sludge und Post Metal dreht, dem zugleich spannende Eigenheiten innewohnen. Exakt diese wollen auch auf dem fünften Streich entsprechend kultiviert werden. „Engraved With Pain“ befasst sich mit dem globalen Status Quo, erkennt große gesellschaftliche Gräben und sieht Menschen, die bewusst in die Irre geführt werden.
In vier überdimensionalen Kapiteln zerlegen Morne Schein und Sein in die Einzelteile und weisen auf Probleme hin, die möglicherweise irreversibel sind. Der eröffnende Titelsong „Engraved With Pain“ braucht eine ganze Weile, um sich aus dem Sample-artigen Dickicht zu lösen, dann entsteht dafür schwerfällige Magie. Nahezu Drone-artige Gitarren kollidieren mit Milosz Gassans heiseren, wütenden Vocals, verzweifelt und apokalyptisch zugleich. Währenddessen intensiviert sich das musikalische Geschehen weiter und weiter, ranzig und doch monolithisch, ohne unnötige Spitzen.
„Memories Like Stone“ wirkt im Vergleich dazu fast schon direkt, fällt nach kurzer Anlaufphase mit der Tür ins Haus und betont den Sludge-Anteil mit wachsender Begeisterung. Gassan scheint dem Wahnsinn nahe, die doomige Zäsur im Schlussakt mit verwaschenen Melodien und einem kleinen Solo kommt verdammt gut. Danach bleibt „Wretched Empire“ als einziger Track (deutlich) unter zehn Minuten, tankt sich schwerfällig durch das Geschehen und lässt manische Gitarren betont laut aufheulen. „Fire And Dust“ macht schließlich das Licht aus, ergeht sich in brutalster Schwere und lässt im großen Finale die Gitarre die Führung übernehmen.
Die schiere Wucht dieser Platte torpediert sämtliche Sinne gleichzeitig und zermürbt im besten Sinne. „Engraved With Pain“ bemüht die zähesten Klänge in weiten Metal-Universum und fügt die einzelnen Teile auf gekonnte Weise neu zusammen. Was Morne auf ihrem neuesten Streich fabrizieren, geht im besten Sinne an die Substanz und lässt nicht so schnell los. Apokalyptische Message, unfassbar wütende und intensive Musik, sympathisch desolate Präsentation: Selten gestaltete sich der unvermeidliche Untergang derart unterhaltsam.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 03.11.2023
Erhältlich über: Metal Blade (Sony Music)
Facebook: www.facebook.com/mornecrust
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