Ritual King – The Infinite Mirror
Wenige Tage vor dem ersten Lockdown veröffentlichen Ritual King ihr erstes Album – ein kurioser wie mitreißender Batzen Stoner-Psych, der sofort zündete und sich erzwungernermaßen hinter verschlossenen Türen abspielen musste. Davon ließ sich das der musikalischen Underground-Szene Manchesters entstiegene Trio allerdings rein gar nicht beeindrucken und bemühte sich stattdessen darum, den eigenen Sound zu erweitern. Exakt das wird auf „The Infinite Mirror“ nun auf spannende Weise greifbar gemacht.
Wie diese Erweiterung aussieht, illustriert der abschließende Titelsong eindrucksvoll. Dass „The Infinite Mirror“ mit seinen neuneinhalb Minuten nicht einmal der längste Cut dieses Zweitlings ist, spricht für sich. Ritual King nehmen sich alle Zeit der Welt, um ihr Faible für psychedelischen Feinsinn auszuleben, verharren minutenlang im präzisen, gemächlichen Aufbau, der krautige bis folkige Untertöne zulässt. Wenn es schließlich lauter und härter wird, entsteht eine drückende Stoner-Hymne an der Grenze zu Rock und Metal, klassischen 70s-Kraftakten nahestehend, und doch mit einer herrlich eigenen Wüstennote versehen.
Der ähnlich lange Opener „Flow State“ arbeitet sich hingegen zu Heavyness hin. Aus einem an The Sword erinnernden Riff entwickelt sich ein weiterer psychedelischer Rocker, der es sich zwischen den Stühlen bequem macht, im richtigen Moment wuchtig nach vorne geht und seinen ausladenden Solo-Teil zelebriert. Eine weitere Zäsur, etwas Folk und ein dröhnendes Finale geben sich die Klinke in die Hand. Mit stolzen zwölf Minuten stellt „Tethered“ das proggig angehauchte Mammut dar, zerlegt sich wiederholt selbst, stürzt finstere Hänge hinab und tritt massive Gitarrenwände los. Dass bei diesem Wechselspiel nicht der Hauch von Langeweile einsetzt, spricht für die Briten.
Konzentrierte emotionale Erschöpfung zeichnet dieses Album aus, das den Stoner-Psych-Ansatz gekonnt ausbaut und dem Wahnsinn eine gebührende Bühne gibt. „The Infinite Mirror“ wagt sich tatsächlich noch weiter hinaus, und zwar in so ziemlich jeder erdenklicher Hinsicht. Mehr instrumentale Klanglandschaften, folkige Zwischentöne, aber auch Eruptionen purer Heavyness begleiten das Geschehen. Ritual King verlieren sich wiederholt in diesem faszinierenden Zweitling und nehmen auf eine faszinierende Reise mit, die bei jedem Durchlauf neue spannende Facetten offenbart.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 17.11.2023
Erhältlich über: Ripple Music
Website: ritualking.com
Facebook: www.facebook.com/ritualking
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