Six Days Of Calm – My Little, Safe Place

| 3. November 2023 | 0 Comments
Six Days Of Calm

(c) Tony Wehnert

Cinematisches Kopfkino ist das Spezialgebiet von Marc Fischer. Der Multi-Instrumentalist aus Würzburg widmet sich als Six Days Of Calm weitestgehend instrumentalem Post Rock der Soundtrack-haften Sorte. Schon der Erstling „The Ocean’s Lullaby“ entführte auf leisen Schwingen gekonnt in neue Welten mit einem Klangbild von leicht isländischer Prägung. Exakt da geht es nun weiter, denn „My Little, Safe Place“ geht mit seiner bezauberndern, in seltenen Fällen tosenden Fragilität erneut unter die Haut.

Wer einen Zehnminüter als Opener platziert, hält von musikalischen Kompromissen hörbar wenig. „Distance“ ruft zugleich sämtliche erzählerischen Künste Fischers auf den Plan und tut dies auf vornehmlich vorsichtige Weise. Minimalste Instrumentierung, greifbares Feingefühl, erst ein spätes Aufbäumen in der zweiten Hälfte – das geht unter die Haut. Wenn Six Days Of Calm doch aus sich herausgehen, dann geschieht das auf mitreißende, pulsierende Weise. Minutenlang wird auf diesem Höhepunkt verhaart, den Sigur Rós nach ihren Klammern nicht besser hinbekommen hätten. Die Coda lässt herrlich aufgewühlt zurück.

Gesang wird eigentlich nicht gebraucht, ist jedoch ein netter Bonus. circle&wind taucht in „Sorrow“ mit ihrer zarten, leicht folkigen Stimme auf, die perfekt zur Musik passt und dem insgesamt recht ruhigen, reduzierten Stück eine weitere spannende Klangfarbe verleiht – ein magisches Experiment mit großer Wirkung. Das folgende „Uncertainty“ folgt hingegen im weitesten Sinne der Formel des Openers und legt nach zögerlichem Start den imaginären Schalter um, bloß zunächst deutlich reduzierter und im Nachgang lauter, erstaunlich heavy. Das macht mindestens so viel Laune wie die butterweichen, schwelgerischen Texturen von „Transition“, deessen wunderschöne Intensität auf Raten in die Knie zwingt.

Aus vergleichsweise wenig, zumindest auf den ersten Blick, machen Six Days Of Calm so unheimlich viel. Dabei wirkt „My Little, Safe Place“ erst einmal lieblich, nahezu anonym, und zieht erst spät an, hebt nur langsam ab und kehrt den Kopfkino-Aspekt sukzessive in den Vordergrund. Exakt das funktioniert jedoch so unglaublich gut. Nur wenigen Alben gelingt es derart fantastisch, die Laut-Leise-Dynamik des Post Rock so präzise und – trotz (vermeintlicher) Formelhaftigkeit – angenehm eigensinnig zu etablieren. Mit guten Kopfhörern bewaffnet, entführt dieses Kleinod in eine ganz neue Welt. Was für ein grandioses Werk.

Wertung: 9/10

Erhältlich ab: 03.11.2023
Erhältlich über: Midsummer Records (Cargo Records)

Facebook: www.facebook.com/SIXDOC

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Category: Magazin, Reviews

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