:UGN: – Madrelingua
Eugen Klammsteiner ist offensichtlich nicht ausgelastet. Der Drummer so illusterer Formationen wie The Great Gray Funk, Aitvaras und Blossomers wandelt nun auch auf Solopfaden. Als :UGN: verwertet der gebürtigte Osttiroler, was bei den diversen anderen Projekten keinen Platz fand, überwiegend in extremeren metallischen Gefilden mit hohem (Post-)Black-Metal-Anteil unterwegs. Für seine erste EP „Madrelingua“, die, wie auch das jüngste Aitvaras-Werk, bei Anthrazit Records erscheint, konnte er zudem drei Gaststimmern aus der Wiener und Tiroler Szene gewinnen.
Die beißende, wenngleich getragene Härte des eröffnenden „Necromante“ kommt gut. Gemeinsam mit Andreas Kaucic von Aitvaras entsteht ein ranziger, zugleich frontaler Dampfhammer, dessen Riff für Black-Metal-Verhältnisse fast schon rockig ausfällt. Je länger der Track dauert, desto mehr wird in Atmosphäre investiert. Hohes Tempo, getragene Schwere und ein erstaunlich groovender Schlussakt geben sich die Klinke in die Hand. „Mephistopheles“ geht es rein instrumental an, vermengt brachiale Sprints mit dem Post-Präfix und baut hypnotisierende Stimmung auf.
Benjamin Mimler von Slothmachine wirkt angenehm grantig. Sein Einsatz in „In The Abyss Of My Dreams“ fällt roh, ungeschliffen, infernal aus, während der Track an sich schwarzmetallisches, doomig angehauchtes Stampfen übt – sehr zermürbend, sehr einnehmend, in den richtigen Momenten fragil. Letzteres gilt für den zweiten instrumentalen Einschub: „Bagatelle“ ist ein kurzes Piano-Stück, verwaschen und von düsterer Romantik umweht. Das passt auch prima ins Bild, denn so lässt sich der Kurswechsel des abschließenden „Enigma“ prima einleiten. Klammsteiner widmet sich Dark Metal, während Scharmien Zandi von Cadû bittersüßen Gesang mit gelegentlichen Screams vermengt und süffige, finstere Klangmagie schafft. Das geht unter die Haut.
Die kreative Freiheit Klammsteiners wird in diesen 20 Minuten greifbar; hier tobt sich jemand hörbar aus, noch dazu musikalisch richtig stark umgesetzt. Natürlich bleibt das Black-Metal-Faible omnipräsent, ebenso der Sound der düsteren Schauplätze, bloß angenehm frisch und zugleich drückend. Von richtig guten Gästen stark in Szene gesetzt, macht „Madrelingua“ von vorne bis hinten Laune; finster, brachial, aber eben auch mit einem Händchen für Feinheiten. In dieser Form scheint :UGN: eine rosige Zukunft bevorzustehen.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 03.11.2023
Erhältlich über: Anthrazit Records
Instagram: www.instagram.com/eugenklammsteiner
Category: Local Bands, Magazin, Reviews
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