Insomnium – Songs Of The Dusk

| 22. Dezember 2023 | 0 Comments
Insomnium

(c) Terhi Ylimainen

Gute Songs schreiben Insomnium in rauen Mengen – meist genug, um ihren Alben ordentlich Bonus-Material beizufügen. Ähnliches geschah beim im Februar erschienenen „Anno 1696“, das sich mit brutalen Hexenprozessen und einer veheerenden Hungersnot auseinandersetzte, von kleineren musikalischen Experimenten hinsichtlich Härte und Melodik begleitet. Die limitierte Digibook-Auflage kam mit drei weiteren Tracks ums Eck, die nach Ansicht der Band jedoch deutlich mehr Aufmerksamkeit verdient haben. Unter dem Titel „Songs Of The Dusk“ erscheinen sie nun als eigene EP.

Niilo Sevänen erklärte im Vorfeld, dass diese Nummern als „Director’s-Cut-Material“ der aktuellen Platte zu sehen seien. Sie gehören zur Geschichte und vertiefen diese etwas. Der Quasi-Titelsong „Song Of The Dusk“ kultiviert besagten Tiefgang mit wachsender Begeisterung und nimmt sich dafür knapp zehn Minuten Zeit. Hier sind Insomnium in Reinkultur zu hören, so düster, heavy, melodisch und schwerfällig wie immer. Der emotionale Malstrom öffnet sich und reißt in Untiefen. Ein ellenlanger, magischer Mittelteil baut mächtige Melodieteppiche auf, kollidiert immer wieder mit brachialer Härte und bleibt doch doomig-gemächlich – es passiert, wenn man es streng nimmt, herzlich wenig, doch ist das überaus effektiv.

Die beiden anderen, etwas kürzeren Tracks loten jene Extreme aus, die Insomnium zuletzt vornehmlich kultivierten. So lebt „Flowers Of The Night“ beispielsweise vom steten Auf und Ab, das nahezu feenhafte, klare Melodik mit wütenden Growls kreuzt und dabei auf Wolke 7 schwebt. Hingegen führt „Stained In Red“ mit seinen ersten Sekunden auf die falsche Fährte, bevor sich das Höllentor öffnet und frische Brachialgewalt auffährt. Death-Doom-Magie macht sich breit, die Nordlichter wirken fieser und grantiger denn je, schlagen sogar mit den Fäusten um sich und haben an diesem Mummenschanz ihre helle Freude. Im Vergleich dazu wirkt das finale Crescendo geradezu nett.

Dennoch bleibt die musikalische Revolution aus, denn „Songs Of The Dusk“ serviert letztlich mehr von dem, was bereits „Anno 1696“ unterhaltsam gestaltete. Insomnium intensivieren ihre frischen und doch vertrauten Extreme weiter. Der Titelsong ragt mit Sicherheit heraus und wäre auch auf dem regulären Album ein absoluter Standout-Track gewesen. Der Rest ist aber keinesfalls schmuckes Beiwerk, sondern verspricht hohen Unterhaltungswert der rohen wie emotional aufgeladenen Art. Dieser neue, alte Nachschlag landet einen weiteren Volltreffer und zählt zum Pflichtprogramm für Freunde finster-melodischer Intensität.

Wertung: 8/10

Erhältlich ab: 03.11.2023
Erhältlich über: Century Media (Sony Music)

Website: www.insomnium.net
Facebook: www.facebook.com/insomniumofficial

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Category: Magazin, Reviews

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