Challenger Deep – The Path
Litauen mag nicht das größte, bekannteste Metal-Land sein, doch schaffen es immer wieder funkelnde Rohdiamanten über das Baltikum hinaus. Zu dieser Kategorie zählen Challenger Deep, deren letztes Album im April 2014 erschien, also vor bald einem Jahrzehnt. Jegliche Geduld macht sich allerdings doppelt und dreifach bezahlt, denn der neueste Streich „The Path“ erfüllt einmal mehr sämtliche Erwartungen und entwickelt den atmosphärisch veranlagten Post-Metal-Sound gekonnt weiter.
Sechs furiose Kapitel langen beherzt zu und lassen kein Gras mehr wachsen. Da wäre beispielsweise „Sacrifice“, von der ersten Sekunde an auf Krawall gebürstet, widerborstig und spannend zugleich. Die finstere Atmosphäre und die brachialen Nackenschläge spielen mit Post-Black-Einschlag, die wütenden Vocals und apokalyptischen Ansätze stoßen hingegen das Tor zum Chaos ganz weit auf. Und da lauert bereits die Bärbeißigkeit mit rauer Anmut, schäumender Grazie und wiederholten kleinen Explosion. Breach-Jünger sollten hieran ihre helle Freude finden, wenngleich das Quintett angenehmerweise darauf verzichtet, eine komplette Kopie zu versuchen. Braucht ja auch keiner.
Stattdessen häutet man sich wiederholt, siehe und höre „Confidence“. Die schmerzerfüllten und zugleich wütenden Vocals gehen sofort in media res, es brodelt und wird unbequem. Selbst feinste, wenngleich entfremdete Melodieansätze werden angetäuscht, doch ist der Silberstreif am Horizont bloß eine untergehende Sonne. Diese kommt in den brutalistischen Schleifen von „Filth“ wunderbar durch, wenn die Vocals nach vorne wandern, bevor ein schwarzmetallischer Sprint das Geschehen abrundet. Im abschließenden „Joy“ finden sich tatsächlich hoffnungsvolle Untertöne und kleine Zäsuren, doch wird deutlich, dass jegliche Freude von Leid umgeben ist.
Der angesprochene bzw. bebrüllte Weg ist alles andere als einfach, das wird im Laufe dieser knapp 37 Minuten immer wieder klar. Challenger Deep ringen um Fassung und tun dies in einem schmackhaften Umfeld rauer Extreme, die immer wieder eskalieren. „The Path“ vertritt über weite Strecken den scharfkantigen Post-Metal-Flügel, driftet gerne mal ins Schwarzmetallische ab und langt beherzt zu. Wenn es dann doch feinste Melodieansätze an die Oberfläche schaffen, werden diese höchst wohlwollend angenommen, maximal vermeintliche Widersprüche lassen sich gekonnt auflösen. Die lange Wartezeit hat sich hörbar gewohnt, denn Challenger Deep bleiben eine Macht.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 22.12.2023
Erhältlich über: Eigenvertrieb
Facebook: www.facebook.com/challengerdeepband
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