Lysistrata – Veil

| 28. Februar 2024 | 0 Comments
Lysistrata

(c) Emilija Milusauskaite

Darauf hat man gerne gewartet: Dass sich hinter dem Wahnsinn von Lysistrata so etwas wie Methode verbirgt, machte bereits „Breathe In/Out“ mehr als deutlich. Mittlerweile ist das auch schon wieder vier Jahre her – mehr als genug Zeit für das französische Trio, um lässig zu wachsen und zu gedeihen. Ihre Mischung aus Noise Rock und Post-Hardcore hatte schon immer versteckte Momente sympathischer Eingängigkeit. Auf dem dritten Album „Veil“ dürfen diese nun ganz frei und offen an vorderster Front mitmischen.

Einer jener Songs, der diese Mischung aus Chaos und verkappter Harmonie am besten hinbekommt, ist das relativ weit hinten versteckte „Feel The Shine“. In gerade einmal drei Minuten schlagen Lysistrata wiederholt wild um sich, finden aber ebenso den nötigen Raum und die Muße für dreckige, mitreißende Hooks. Dass der folgende, stark verkürzte Abgang „Livin It Up“ komplett klar und doch irgendwie bedrohlich serviert wird, passt ins Bild – wie auch das eröffnende „Tangled In The Leaves“, dem etwas Unwirkliches in seiner effektbeladenen Reduktion anhaftet, wenn sich die Vocals immer wieder aus dem verwirrenden Non-Dickicht arbeiten.

Dem Wahnsinn haben die Franzosen aber keinesfalls abgeschworen, siehe und höre „Trouble Don’t Last“. Die nervöse Energie, das konstante Brodeln, die ausladenden Gesten und das störrische Riffing bereiten wohlige Schmerzen, die instrumentale Auflösung im Schlussakt geht ein wenig ins Ohr. Hingegen hat „Horns“ über weite Strecken etwas von klassischen Alternative-Klängen, durchaus hymnisch und doch abgründig. Das Chaos scheint stets nur einen Wimpernschlag entfernt, der nächste Absturz kommt bestimmt. In „Okay“ fehlt er komplett und weicht stattdessen reduzierten, poppigen Klängen mit seltsamer Energie – unbequem und doch so harmonisch.

Lysistrata legen neue Schichten und ungeahnte musikalischen Weiten frei, die eigentlich eh schon immer vorhanden waren. Dieses ominöse Harmoniebedürfnis ist nicht neu, wurde jedoch selten so schön, so sympathisch vorgetragen. Nervosität, Beklemmung und derbe, ruppige Nackenschläge treffen auf große Riffs und eingängige Momente, wohldosiert eingesetzt und doch prominent genug vertreten. „Veil“ wagt den berühmten nächsten Schritt höchst erfolgreich und hat alles, um die Franzosen demnächst durch die Decke gehen zu lassen. Dieser störrisch-charmante Bastard hätte es verdient.

Wertung: 8/10

Erhältlich ab: 01.03.2024
Erhältlich über: Grand Hotel van Cleef (Indigo)

Facebook: www.facebook.com/lysistratatheband

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Category: Magazin, Reviews

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