Fall Of Leviathan – In Waves

| 1. März 2024 | 0 Comments
Fall Of Leviathan

(c) Philippe Wattenhofer

Große Musik braucht keine großen Worte, das stellen zahlreiche Bands immer wieder liebend gerne aufs Neue unter Beweis. Auch Fall Of Leviathan arbeiten, von seltenen Samples abgesehen, rein instrumental und bewegen sich in ausufernden bis monumentalen Post-Rock- und Post-Metal-Gefilden. Das Quintett aus der Schweiz liebt den vorsichtigen musikalischen Aufbau und die folgende Katharsis, die in Wucht und Lautstärke mit wachsender Begeisterung über die Stränge schlägt. Auf ihrem ersten Album „In Waves“ widmen sie sich nautischen und abgründigen Themen, begleitet von zarter Schönheit und eindrucksvoller Vehemenz.

Diese Qualitäten bringt der Titelsong in rauen Mengen mit. „In Waves“ steht stellvertretend für die musikalischen Künste der Eidgenossen. Es dauert ziemlich lang, bis das Geschehen etwas Fahrt aufnimmt, was aber auch irgendwie ins Bild passt. Ab und an zeigt sich die See ruhig, vorsichtig, geradezu zurückgenommen. Und dann, aus dem Nichts, türmen finstere Wolken auf. Ein Sturm zieht auf und sorgt für Chaos. Das plötzliche Toben, das gewaltige Aufbrausen fahren durch Mark und Bein, kurz und doch so heftig. Aus der unbequemen Spannung danach entwickelt sich … nichts. Fall Of Leviathan arbeiten auf eine neue Explosion hin, die verpufft – gekonnt eingesetzte Hochspannung der erfrischend unbequemen Art.

„Ahkab“, der ruppige Rausschmeißer, zeigt hingegen, was sich mit der nötigen Lautstärke so alles anstellen lässt. Die Regler wandern nach ganz oben, die überdimensionale Wucht erzeugt Druckwellen von gewaltigem Ausmaß. Eine Zäsur mittendrin, ein erneuter Spannungsaufbau lässt die Nackenhaare gen Himmel wandern und, ja, tatsächlich legen die Schweizer noch einmal wütend nach. Noch besser ist nur „Pacific“, das tatsächlich 13 Minuten lang ohne Durchhänger auskommt. Das liegt unter anderem am erneuten feinsinnigen Hinarbeiten mit seinen rohen und doch so kraftvollen Texturen. Während man sich auf sicherem Post-Rock-Erdboden wähnt, zieht das Finale selbigen unter den Füßen weg und drängt mit seiner Urgewalt sogar ein wenig in Breach’sche Gefilde vor.

Tief durchatmen, paar Beruhigungstropfen einwerfen, dann ab zur nächsten Runde: „In Waves“ erdrückt und erledigt mit wachsender Begeisterung, geht an Grenzen und gerne auch weit darüber hinaus. Die Kombination aus filigranem Post Rock und wütendem Post Metal mit donnernder Intensität verlangt den einen oder anderen Anlauf. Das geht aber absolut in Ordnung, denn hinter diesem ellenlangen Werk lauert große Qualität. Fall Of Leviathan lassen sich gerne etwas Zeit, um auf den Punkt zu kommen, der noch dazu in bestem Sinne zermürbt, doch ist das eigentlich absolut in Ordnung. Pure Post-Magie, schroff und so roh wie nur irgendwie möglich, torpediert alle Sinne gleichzeitig. Die Schweizer debütieren exquisit und lassen gleichzeitig noch etwas Luft nach oben – ein faszinierendes, packendes Happening.

Wertung: 8/10

Erhältlich ab: 01.03.2024
Erhältlich über: Vitruve Records

Facebook: www.facebook.com/FallOfLeviathan

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Category: Magazin, Reviews

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