Fall Of Serenity – Open Wide, O Hell
Gut Ding will Weile haben, das wissen Fall Of Serenity nur zu gut. In den späten 90ern gegründet und zwischenzeitlich von 2009 bis 2012 aufgelöst, versprechen die deutschen Melodic-Death-Veteranen seither ein neues Album. Tatsächlich begann man 2017 mit den konkreten Arbeiten an einem Nachfolger für „The Crossfire“ (2007), nun darf endlich Vollzug gemeldet werden. Nicht nur das, auf „Open Wide, O Hell“ entwickeln sich die Herren aus Sachsen und Thüringen musikalisch hörbar weiter.
Ein nicht zu verachtender Black-Metal-Einschlag hält Einzug und mischt das Geschehen gehörig auf. Das lässt sich beispielsweise in „Darkness, I Command“ nicht überhören. Sofort geht es in media res, melodische Blackened-Death-Klänge schaffen ein feistes, hooklastiges Bollwerk mit heiseren Vocals und durchschlagendem Erfolg. Gerade der gemächliche, verspielte zweite Teil geht sofort ins Ohr. Im direkten Anschluss erhöht „I Don’t Expect I Shall Return“ die Schlagzahl deutlich, gerbt die Felle mit wachsender Begeisterung und produziert hochkarätige Spannungsbögen, die schon mal an Neaera erinnern können.
„To Tear The Flesh“ intensiviert hingegen den Blackened-Anteil, drosselt das Tempo gekonnt und lässt Resignation Einzug halten. Die niedergeschlagene und zugleich wütende Grundstimmung fährt durch Mark und Bein, die in jeder Note und jedem Growl spürbare Bosheit torpediert sämtliche Sinne mit wachsender Begeisterung. Wie „I Am The End“ immer wieder in die Vollen geht, kleine Explosionen anzettelt und dabei mehr als beherzt zulangt, macht mindestens so viel Spaß wie der Dampfhammer „Chaos Reign“, der sich noch stärker der tiefschwarzen Seite hingibt und dabei kräftige Leberhaken verteilt.
Diese stilvolle, alles andere als übertriebene Weiterentwicklung bekommt Fall Of Serenity sehr gut. Hier wird nichts übers Knie gebrochen – beinahe möchte man meinen, sie hätten von Anfang an so geklungen. „Open Wide, O Hell“ wirkt organisch, mitreißend und wohldosiert, ein absoluter Kinnhaken von einem Album, der feinsinnige Melodien mit fauliger Atmosphäre kreuzt und unheilvolle Eingängigkeit propagiert. Das ersehnte Comeback-Album gelingt dem Quintett gar hervorragend und bringt hochgradig verdiente Aufmerksamkeit zurück. In dieser Form bleibt zu hoffen, dass es beim Nachfolger einen Hauch schneller vorangeht.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 22.03.2024
Erhältlich über: Lifeforce Records (Membran)
Facebook: www.facebook.com/fallofserenity
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