The Neptune Power Federation – Goodnight My Children
Über ein Jahrzehnt nach dem Release ihres ersten Albums gelten The Neptune Power Federation nach wie vor als gut gehütetes Rock-Geheimnis. Das überaus fleißige australische Quintett um die charismatische Sängerin Screaming Loz Sutch tankt sich durch verschiedenste Retro-Gefilde und war unter anderem bereits in Stoner-, Occult- und Psych-Klängen zuhause. Für ihr nunmehr sechstes Studioalbum „Goodnight My Children“ widmen sie sich einem Sunset-Strip-lastigen Sound, wie er zu Beginn der 80er in den USA angesagt war – leicht sleazy, hymnisch und gerne mal leicht poppig, kurz vor der großen Hair-Metal-Welle.
Das fieberhafte, energiegeladene „Lock & Key“ bringt den gegenwärtigen Sound in knapp vier Minuten wunderbar auf den Punkt – druckvoll, hymnisch und eingängig wie Sau. Screaming Loz Sutch macht ihrem Namen gerne mal alle Ehre, ohne dabei auf ihre starken gesanglichen Qualitäten zu vergessen, dazu wird furztrockenes wie mitreißendes Riffing serviert – es kann manchmal so einfach sein. Das ähnlich kompakte „Evermore“ gibt sich sogar noch eine Spur poppiger und hat die vielleicht schönsten Harmonien der gesamten Platte im Gepäck. Wohlige Erinnerungen an Heart werden wach, ohne dabei auf die nötige Heavyness und ein nicht minder mitreißendes Solo zu vergessen.
Im direkten Anschluss landet mit „Hariette Mae“ eines von zwei Mini-Epen, in dem sich die Australier*innen so richtig austoben können. Das gemächliche Anrollen, die zunächst reduzierte Instrumentierung und die wiederholten kleinen Zäsuren kommen richtig gut, gerade wenn die Gitarren förmlich herunterfahren. Auch „Woe Be Father’s Troubled Mind“ gibt sich schön ausdauernd und irgendwie glammy. Die Hook brennt sich binnen Sekunden ein, das Spiel mit dem Langformat bekommt dem groovenden Midtempo-Bastard richtig gut. Hingegen ist der Opener „Let Us Begin“ ein richtig schön kurzes, direktes Stück Musik, flott vorgetragen und verdammt mitreißend. Auch diese klangliche Facette beherrscht das Quintett prima.
Binnen kürzester Zeit breiten The Neptune Power Federation ihre hypnotisierenden Schwingen aus und lassen 35 Minuten lang nicht los, nicht locker. Es gibt kein Entrinnen, wenn das Quintett loslegt, so verführerisch und doch angenehm eigentümlich gestaltet sich der neueste Streich der Australier*innen. „Goodnight My Children“ bemüht eine weitere Facette, ohne sich komplett von den Leisten wegzubewegen, was der Band prima bekommt. Entfesselte Vocals, starke musikalische Bandbreite, furztrockene Präsentation und mächtige Hooks finden gekonnt zusammen – ein weiteres Happening dieser sträflich übersehenen Formation.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 08.03.2024
Erhältlich über: Cruz Del Sur Music (Soulfood Music)
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