Haust – Negative Music
Eigentlich hatte man Haust fast schon abgeschrieben. Stolze neun Jahre sind seit ihrem vierten und bislang letzten Album vergangen, es gab in weiterer Folge mehrere Line-up-Wechsel, bevor die Originalbesetzung 2018 ein Konzert zum Jubiläum des Debüts „Ride The Relapse“ gab und schließlich beschloss, in dieser Formation weiterzumachen. Erst jetzt resultieren diese Absichten in etwas Greifbarem, nämlich „Negative Music“. Zu hören gibt es exakt jene dreckige, angepunkte und abgefuckte Version von Sludge, Punk, Hardcore und Metal, die Haust einst zu Trendsettern und Vorbildern von Bands wie Kvelertak und Okkultokrati machte.
Kvelertak sind ein gutes Stichwort, denn deren Frontmann Ivar Nikolaisen mischt in „Dead Ringer“ mit und verpasst der Dreckschleuder einen echten Kinnhaken. Haust melden sich hier mit altem Drive zurück, lassen schwarzmetallische Riffs mit punkigem Grant kollidieren. Am Höhepunkt taucht Nikolaisen auf und zerlegt alles in Schutt und Asche – ein spannender Farbtupfer, der prima zur gängigen Negativität der Nordlichter passt, die mit „Left To Die“ einen weiteren giftigen Hassbrocken im Gepäck haben. Es dauert eine ganze Weile, bis der Track in die Gänge kommt, nur um schließlich alles mit wachsender Begeisterung zu zerlegen und mit geradezu manischer Core-Energie um sich zu schlagen.
Überhaupt ist dieses Album ein Siegeszug der ‚alten‘ und direkten Haust, die hörbar wenig Bock auf falsche Bescheidenheit haben. Stattdessen kommt in Tracks wie „The Devil At My Heels“ erfrischende Zerstörungswut durch, die sich nach dem ausgedehnten Intro in heiseren Vocals und geradezu post-metallischen Gitarren äußert. Unerbittlicher Hass in jeder Note, groovende Schwere und ein bekömmlicher Mittelfinger bereiten auf „Something Evil“ vor, bei dem der Name mit absoluter Sicherheit Programm ist. Bleierne Schwere begleitet eine Schlinge, die sich gefühlt enger und enger zieht, während die Norweger einen doomigen Veitstanz hinlegen.
Ohne gute Nerven wird es ganz schön schwierig, hier zu bestehen, aber das gehört bei Haust gewissermaßen dazu. Nicht nur das, die unnachgiebige Negativität wird hier endlich wieder kultiviert. Auch wenn die späteren Platten keinesfalls schlecht waren, so ist die Rückkehr zu altem Sound und alter Form auf „Negative Space“ mehr als willkommen. Die wiedervereinten Norweger widmen sich dem Wesentlichen, sind auf Urgewalt aus und klingen dabei so fies, so grantig, so unangenehm wie zu ihren besten Zeiten. Mit souveräner Kompromisslosigkeit knüpfen Haust endlich wieder an frühere Großtaten an.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 19.04.2024
Erhältlich über: Fysisk Format
Facebook: www.facebook.com/haustmusic
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