Heavy Temple – Garden Of Heathens

| 8. April 2024 | 0 Comments
Heavy Temple

(c) Crystal Engel Mama Moon

Es war ein kleiner Spätzünder, dieses „Lupi Amoris“, mit dem Heavy Temple vor knapp drei Jahren ihren Durchbruch einläuteten. Nach mehreren starken EPs hatte das US-Trio um Frontfrau High Priestess Nighthawk endlich ihren drückenden, röhrenden Doom-Sound gefunden, der in weiterer Folge ausführlich betourt wurde. Die Konzertreisen durch Europa und die USA brachten allerlei neue Eindrücke mit sich, die sich unter anderem auf den Sound auswirken sollten. „Garden Of Heathens“ ist um Welten breiter aufgestellt und nimmt allerlei frische Rock- und Metal-Einflüsse hinzu, die sich immer wieder – und mit wachsender Begeisterung – dem großen Riff unterwerfen.

Das eröffnende „Extreme Indifference To Life“ bildet die Schnittstelle zum Vorgänger, bleibt doomigen Klängen treu und klingt doch in jeder Hinsicht größer, massiver, für sich einnehmender. Das liegt unter anderem an einer grandiosen Sängerin, deren Auftreten unheimlich souverän und selbstbewusst wirkt. Mit dem überaus drückenden, angenehm zermürbenden Arrangement kann man ebenfalls nichts falsch machen – mächtig, rifflastig, im besten Sinne schleppend. Das kurze, kompakte „Hiraeth“ im Anschluss erhöht die Schlagzahl deutlich, spielt mit Stoner-Riffing und widmet sich klassischeren Rock- und Metal-Gefilden. Okkulte Untertöne und forsche Muskelspiele wissen zu unterhalten.

Überhaupt ist dieser Zweitling voller kleiner und großer Schönheiten, wobei das epische „Snake Oil (And Other Remedies)“ gewiss eine Sonderrolle einnimmt. Hier lassen sich Heavy Temple beinahe neun Minuten Zeit, häuten sich wiederholt und finden daran hörbare Freude. Die zunehmende Entstellung und Verzerrung der Gitarren, die forsche Rhythmusabteilung, dazu die unbestrittene Chefin im Ring – mit jeder Minute wird der Track größer und durchgeknallter. Gerade die zunehmenden Psychedelic-Rock-Kräfte, die sukzessive Überhand gewinnen, bieten sehr hohen Unterhaltungswert. Hier wächst das Trio hörbar über sich hinaus – ein echtes musikalisches Festmahl von der ersten bis zur letzten Sekunde.

Die wohldosierte Weiterentwicklung bekommt Heavy Temple unfassbar gut. Zwar erreicht nicht jeder Track dieses hohe Niveau, doch stimmt die Präsentation, die Einheit dieser Dreiviertelstunde absolut. Im konstanten Flow des rifflastigen Wahnsinns wächst die US-Band weiter und weiter, wagt deutlich mehr und zeigt sich von der Bühnenerfahrung der letzten Jahre hörbar gestärkt, was Songwriting und Präsenz betrifft. „Garden Of Heathens“ ist ein selbstbewusstes musikalisches Festmahl der rockig-metallischen Finsternis, intensiv, treibend und im besten Sinne verzaubernd. Wenn man dann noch bedenkt, dass dieses Trio erst dabei ist, sich vollständig in diesem erweiterten Sound zu finden, darf einem ruhig Angst und Bange werden.

Wertung: 8/10

Erhältlich ab: 12.04.2024
Erhältlich über: Magnetic Eye Records (Soulfood Music)

Facebook: www.facebook.com/HeavyTemple

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Category: Magazin, Reviews

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