High On Fire – Cometh The Storm
Tatsächlich sind mittlerweile fünfeinhalb Jahre seit dem mit einem Grammy ausgezeichneten „Electric Messiah“ vergangen, doch waren High On Fire seither alles andere als untätig. Matt Pike wagte sich unter anderem an ein Soloalbum, Jeff Matz erlernte die Kunst der nahöstlichen Volksmusik und wurde zudem Teil von Mutoid Man, außerdem ging mit Drummer Des Kensel bereits 2019 ein Gründungsmitglied von Bord. Wunschkandidat Coady Willis (Big Business, ehem. Melvins) mischt inzwischen mit und durfte sich auf „Cometh The Storm“ austoben – ein Album, das wieder einen Schritt zurück zu den musikalischen Ursprüngen des Trios geht.
Wiewohl man bei High On Fire längst weiß, was man bekommt, hat man die Veteranen schon lange nicht mehr so mächtig und so fokussiert gehört. Die Lead-Single „Burning Down“ serviert ein altbekanntes Pike-Riff, schön abgehangen und wuchtig, während rundherum ein Tacken mehr Schwerfälligkeit das Geschehen bestimmt. Doom und Sludge, aber auch bratende Heavyness machen sich breit, drückend und unnachgiebig nach vorne gehend. Im kurzen, knappen „The Beating“ tauchen die wütenden High On Fire auf. Eine wahre Thrash-Explosion, durchgeknalltes Stoner-Riffing und Hardcore-angehauchte Wut machen sich breit, nach knapp 150 Sekunden ist auch schon wieder Schluss – ein furioses Statement von einem Song.
Dass im direkten Anschluss mit „Tough Guy“ ein wütender, schwerfälliger, mächtig aufstampfender Song folgt, passt perfekt ins Bild. Hier wird die raue, dröhnende Kunst der US-Amerikaner in ein erstaunlich kurzes, knappes Format gepresst. Das krasse Gegenteil heißt „Darker Fleece“ und beschließt die Platte als Zehnminüter. Das ausgedehnte Drone-Intro führt mit seinen Störsignalen in eine Kakophonie durchgehangener Doom-Wände und quengeliger Gitarren, stark an die früheren Alben erinnernd und doch von fauliger Frische umgarnt. Im Titelsong „Cometh The Storm“ gibt sich die Band stellenweise leicht psychedelisch angehaucht, bevor der zähe, bis zur Unkenntlichkeit ausgedehnte Doom-Sludge jegliche Luft zum Atmen raubt, von Pikes Schreien gekonnt in Szene gesetzt.
High On Fire wagen einen kleinen Schritt zurück, um erneut Anlauf zu nehmen, und kehren den doomigen Stoner-Sludge ihrer Relapse-Alben wieder in den Vordergrund. Bekömmliche Wucht raubt sämtliche Sinne und kann in endloser Zerstörungswut aufblühen. „Cometh The Storm“ braucht den einen oder anderen zusätzlichen Durchlauf, um durch die Decke gehen, nur um dann nicht mehr loszulassen. Obwohl Pike, Matz und Willis vorrangig auf Vertrautes setzen, kann gerade das begeistern – die süffigen Riffs, die martialische Heavyness, die giftigen Vocals, seltenen Uptempo-Ausritte und fauligen Grooves. Einmal mehr liefern High On Fire ein kleines Meisterstück ab, wie es eben nur sie können, und festigen damit ihren Platz an der verdunkelten Sonne.
Wertung: 9/10
Erhältlich ab: 19.04.2024
Erhältlich über: MNRK Records (SPV)
Facebook: www.facebook.com/highonfire
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