Horndal – Head Hammer Man
Horndal folgen dem zugegebenermaßen ungewöhnlichen Ansatz, die Geschichte der Kleinstadt Horndal zu vertonen, begleitet von wütenden Klängen mit Death-Metal- und Sludge-Einschlag. Das gelang auf „Lake Drinker“ vor drei Jahren bereits hervorragend und geht nun endlich in eine ähnlich spektakuläre nächste Runde. „Head Hammer Man“ widmet sich einem nahezu in Vergessenheit geratenen Helden der Stadt: Alrik Andersson, Anführer der streikenden Eisenarbeiter, der am Rande eines Bürgerkrieges die Rechte und Anstellung seiner Mitarbeiter sicherte, jedoch selbst auf die schwarze Liste gesetzt wurde und nach Amerika ausreisen musste, um seinen Lebensunterhalt verdienen zu können.
Der eröffnende Titelsong mit Auszügen aus einer Rede Anderssons macht recht deutlich, wohin die Reise geht. Horndal bleiben dem Sludge zugewandet, wütend und tödlich, finden zugleich aber mehr Platz und Freiraum für Atmosphäre, für pointierte Zäsuren und milden Psychoterror. Davon gibt es im folgenden „Calling: Labour“ mehr. Der 80s-lastige Wave- und Glam-Auftakt überrascht und weckt Erinnerungen an Kvelertak, macht das Geschehen eine Spur eingängiger und betont doch weiterhin die brachiale Gefährlichkeit dieses Quartetts. Eine höllische Abfahrt im Mittelteil lässt die Situation auf Raten eskalieren.
Stark ist auch „The Shining Specter“, das in seinen sechs Minuten gerne mal andere Töne anschlägt. Die getragene Stimmung und die betont zähe Präsentation tragen einiges an Doom-Charme in sich, betont schwerfällig und in ihrer bizarren, beklemmenden Schönheit doch irgendwie anziehend. „Creature Cages“ nimmt die reduzierte Grundstimmung mit und presst sie in ein Sludge-Rock-Korsett, das immer wieder aufheult und um sich schlägt – trocken, drückend, irgendwie im besten Sinne verstörend. Das fiese, unnachgiebig nach vorne gehende „Blacklisted“ bereitet hingegen Schmerzen im besten Sinne und langt immer wieder mehr als beherzt und kraftvoll zu.
Behutsam und doch bestimmt erweitern Horndal ihren Sound, ohne dabei die dröhnende bis tödliche Energie der Vorgänger zu ignorieren. „Head Hammer Man“ trumpft mit chaotischem Charme auf, setzt auf bewusste Verstörung und weiß damit zu unterhalten. Das sollte so eigentlich nicht funktionieren, geschweige denn zusammenpassen, klappt aber prima. Überraschend eingängige 80s-Ausritte, mehr Atmosphäre, aber auch noisige Schleifen und experimentelle Zerstörungswut beflügeln den Sludge-Wahnwitz einmal mehr. Es lohnt sich ohne Frage, bei diesem Husarenritt am Ball zu bleiben, denn abermals finden Storytelling und Musik unfassbar stark zusammen.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 05.04.2024
Erhältlich über: Prosthetic Records (Cargo Records)
Facebook: www.facebook.com/horndalband
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