Brazen Tongue – Of Crackling Embers & Sorrows Drowned
Was lange währt, langt beherzt zu – so oder so ähnlich könnte das Motto von Brazen Tongue lauten. Scott Skopec und Ethan Gifford arbeiteten bereits 2004 erstmals zusammen, bevor sich dieses Fernprojekt schließlich vor sieben Jahren ergab. Die beiden Musiker wohnen in Chicago bzw. Göteborg und fanden online zusammen, um gemeinsam Musik zu machen. Nach mehreren Singles landet mit „Of Crackling Embers & Sorrows Drowned“ nun ein donnerndes Machwerk der Extreme, das Black-, Death-, Thrash- und Melodic-Einflüsse zu einem großen Ganzen verbindet.
Dass tausende Kilometer Abstand kein musikalischer Verhinderungsgrund sein müssen, zeigt sich von Anfang an. Das kurze, knackige „The Weight Of Self“ beschwört ruppige Blackened-Death-Höllenqualen, von geifernden Growls und fauligen Melodien begleitet. Zwischendurch wird es sogar proggig bis thrashig mit High-Speed-Einschüben und Saitenhexerei, während das Finale die obligatorischen Göteborg-Zitate einbringt. „Metaviral“ geht sofort in media res, explodiert förmlich aus den Startblöcken und schlägt erst einmal wild um sich. Donnernde Heavyness, melodisches Drosseln mit Death-Doom-Einschlag und ein kontinuierliches Tempo-Wechselspiel brennen sich ein.
Am anderen Ende des Albums lauert ein echter Gigant. „The Maddening Symmetries“ nimmt sich gleich zehn Minuten Zeit und bündelt sämtliche Qualitäten des Duos in einem Epos. Mehrere kleine und große Explosionen, erdrückende Schwere und feinsinnige, dennoch nie klebrige Melodien gehen direkt ins Ohr. Der ellenlange Abgang macht ebenfalls Laune. Ein paar Türen weiter spielt „Last Train From Myrdal“ mit Klargesang, bemüht eine Halbzeit lang doomige Entschleunigung, bevor die Eskalation einsetzt. Melodischer Death Thrash, wütende Blackened-Einschübe und bissiges Stampfen überschlagen sich gekonnt.
Von der ersten bis zur letzten Sekunde reizen Brazen Tongue die Grenzen des Möglichen aus und haben daran hörbar Spaß. Ihr Experimentieren mit unzähligen, laufend eskalierenden Extremen kommt gut. Klassischer Schwedentod und Melodic Death, derbe Thrash-Nackenschläge, tiefschwarze Finsternis, aber auch bleiern-doomige Schwere finden auf „Of Crackling Embers & Sorrows Drowned“ Platz, gerne sogar gemeinsam in einem Track. Dass das Ergebnis dabei weder chaotisch noch überladen wirkt, sondern rasende, wütende und zugleich clevere Spielfreude offenbart, spricht für das Duo. Brazen Tongue gelingt ein exzellenter Einstand, dem man sich keinesfalls entziehen kann, geschweige denn will.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 07.06.2024
Erhältlich über: Eigenvertrieb
Bandcamp: brazentongue.bandcamp.com
Instagram: www.instagram.com/brazen_tongue
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