Haunted Plasma – I
Es ist angekrautet: Hinter Haunted Plasma steckt allerlei nordische Metal-Prominenz mit Mitgliedern so illustrer Formationen wie Grave Pleasures, Oranssi Pazuzu, K-X-P und Circle. Der gemeinsame musikalische Nenner fällt proggy und psychedelisch aus, verbindet die Wucht von Post Black Metal mit Krautrock und massiv Synthies sowie technoiden Einflüssen. Von zahlreichen Gästen begleitet, stellt ihr schlicht „I“ betitltes erstes Album vor eine Fülle eigensinniger wie einnehmender Herausforderungen.
Zur unterstützenden Prominenz zählt Mac McNerney (Grave Pleasures, Hexvessel), der „Machines Like Us“ seine Stimme leiht. Aus anfänglicher Statik erhebt sich ein unwirkliches Klangbild, dem McNerney vorsteht, in aller Seelenruhe seine Verse aus dem imaginären Ärmel schüttelnd. Fast schon tanzbare Rhythmik, unterkühlte Gitarren und synthetisches Kargland tummeln sich irgendwo zwischen poppiger Eingängigkeit und metallischer Schwere, von packender Unwirklichkeit und Tanzflächenkompatibilität umgeben. Bittere Düster-Süße kommt hinzu und reichert den Schlussakt mit Goth-Charme an – ein wahres Wechselbad der Gefühle, von einem steten Motor getreiben.
Und dieser Motor eskaliert im Abgang so richtig. „Haunted Plasma“ nimmt fast 13 Minuten in Anspruch und bemüht endlose Schleifen. Kraut und Psych durchleben konstante Steigerung, während die Gitarren schwarzmetallische Züge in sich tragen. Widersprüchlichkeit ist hier immer mehr als spürbar, von einer gewissen Nervosität angetrieben. Die Finnen explodieren immer und immer wieder. Im Gegensatz dazu rollt „Reversed Engineer“ sehr langsam und finster an. Etwas Unheimliches umgibt den Opener, erst nach mehr als vier Minuten von verzerrtem Grollen und jenseitigen Vocals begleitet. Hier kommen die Oranssi-Einflüsse besonders gut durch, speziell im finalen Zusammenbruch samt ausgedehntem Abgang.
Was anfangs verwirrt bis verstört, zieht mehr und mehr in einen kaum (be)greifbaren Bann. Schwer zu benennende musikalische Eigentümlichkeit bietet großen Unterhaltungswert mit Substanz. Natürlich ist Synthetik und Elektronik im Kraut- und Psych-Umfeld alles andere als eine neue Entwicklung, doch bringen Haunted Plasma frischen Wind in angestaubte Klänge, zwischen schemenhafter Heavyness, progiggem Anspruch und nicht von der Hand zu weisendem Pop-Appeal angesieldelt. Für „I“ braucht man einiges an Geduld, keine Frage, doch wird diese mit hochspannenden Kompositionen und mitreißender Cleverness entlohnt – eine von vorne bis hinten überaus spannende Angelegenheit.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 31.05.2024
Erhältlich über: Svart Records (Membran)
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