Lower Automation – Welcome To My Deathbed
Sie nennen ihren Sound, gewiss augenzwinkernd, ‚Math Punk‘ oder ‚Panic Punk‘ und verschieben die Bedeutung dieser Begriffe wieder und wieder: Lower Automation veröffentlichen seit Jahren spannende, eklektische Alben und EPs, die Sperriges und Derbes mit technischem Anspruch und extremen Hooks verbinden. Das im Umland von Chicago ansässige Trio meldet sich eineinhalb Jahre nach „Strobe Light Shadow Play“ abermals zurück und sorgt tatsächlich für frischen Wind: „Welcome To My Deathbed“ überrascht mit neuer Düsternis.
Einer jener Tracks, die nahezu perfekt diesen neuen, alten Weg einschlagen, ist das abschließende „Nosedive“. Klaustrophobe Vocals zu Beginn, unheimliche Stimmung und konstantes Sperrfeuer auf allen Ebenen – die perfekten Zutaten für absoluten Wahnsinn. Dass es in der Schlussminute lauter und drückender wird, passt ins Bild, doch ist diese Mischung aus Post Punk, Noise Rock und Post-Hardcore auch ohne den finalen Exkurs komplett durchgeknallt, natürlich im besten Sinne. Die fast schon versöhnlich groovenden Schlussminuten haben ebenfalls Methode und lassen die Mundwinkel nach oben schnellen.
Auch das eröffnende „…Is Violence“ dockt an die neue Post-Punk-Finsternis an, wenngleich noch einen Tacken chaotischer. Ordentlich Drama im Gesang, sperrige Math-Einschübe und ein sehr massiver, bewusst überdimensionierter Basslauf passen ins Bild. „Mercapatan“ bietet im Anschluss gewohnte Kost, begleitet von melodisch angehauchten Echo-Vocals und Fugazi-Flair, der im konsequent ausrastenden „Life Insurance“ ein neues Level an Dissonanz erreicht, mit Core anbandelt und plötzlich abbricht. Und dann ist da noch „Hookworm“, dieser gewaltige Noise-Batzen, groß und laut, aber auch mit Platz für ein paar Melodien. Peitschende Drums und verquere Mathcore-Abfahrten runden das Geschehen ab.
Natürlich ist hier alles dabei, was man von Lower Automation kennt und erwartet, bloß einen Tacken anders zusammengesetzt. Die deutlich verstärkten Post-Punk-Einflüsse sind natürlich die große Schlagzeile und bringen frischen Wind ein. „Welcome To My Deathbed“ fällt düsterer und groovender aus, ohne dabei das etatmäßige Math-Punk-Chaos zu ignorieren. Wenn schließlich Lower Automation am Rad drehen, dann geschieht das mit absoluter Konsequenz. Hier finden alte und neue Ideen packend zusammen, so verstörend wie attraktiv. Warum diese Band nicht längst viel größer ist, bleibt ein Mysterium.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 20.05.2024
Erhältlich über: Zegema Beach Records
Facebook: www.facebook.com/lowerautomation
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