One Step Closer – All You Embrace

| 15. Mai 2024 | 0 Comments
One Step Closer

(c) Spencer Chamberlain

Knapp drei Jahre nach dem Release von „This Place You Know“ sind One Step Closer fast eine andere Band. Zwei Musiker gingen von Bord, man schrumpfte zum Quartett und holte mit Colman O’Brien einen neuen Gitarristen dazu. Bei gemeinsamen Songwriting-Sessions mit Isaac Hale (Knocked Loose) und Mat Kerkes (Citizen) lotete man die eigenen Möglichkeiten aus. Geradezu beiläufig durfte der Sound wachsen und sich jenseits von Hardcore und Punk entwickeln. Entsprechend groß und vielschichtig gibt sich „All You Embrace“.

Schon im eröffnenden „Color You“ deuten One Step Closer den frischen Wind an und lassen die bekannten Emo-Einflüsse im großen, hymnischen Refrain ganz nach vorne kommen. Die gewohnt gnadenlos gebellten Strophen machen sich als Kontrast prima. Auch „Slow To Let Go“ bemüht dieses Wechselspiel, gibt sich knüppelhart und doch gefühlvoll. Der ganze Song fühlt sie wie eine einzige Druckwelle an, groß und kathartisch. Dass in „Giant’s Despair“ allerdings sogar Blechbläser auftauchen, ist eine sympathische – und willkommene – neue Facette. Dicke Melodieschichten und ordentlich Herzblut stellen die Zeichen auf Hit.

An Hardcore- und Punk-Intensität hat das Quartett allerdings rein gar nichts eingebüßt. Da wäre beispielsweise die Wucht von „Blur My Memory“, dessen forsche Strophen ebenso mitreißen wie der wütende Wellenbrecher „Leap Years“, ohne Frage das härteste Stück des neuen Albums. Ein „Orange Leaf“ nimmt die Härte mit und gießt massig Melodien darüber. Im abschließenden „So Far From Me“ tauchen die Screams am Höhepunkt auf und machen dieses Finale zu einem emotionalen Wechselbad, wie es im Buche steht – groß, voluminös, kathartisch. Die melancholischen Schlussakkorde passen perfekt ins Bild.

Die musikalische Entwicklung bekommt One Step Closer hörbar gut. Ihr neues Werk klingt wie aus einem Guss, deutlich fokussierter und eingängiger, ohne dabei die alte Härte zu verleugnen. „All You Embrace“ gibt sich dennoch in jeder Hinsicht größer und lässt das Herz höherschlagen. Elf sympathische Tracks – mal rau und drückend, dann melodisch und hymnisch – lassen die Vergangenheit nicht gänzlich ruhen, gehen trotzdem selbstbewusst in die Zukunft. Mit diesem Werk, tatsächlich erst das zweite reguläre Album, sollte One Step Closer ein gewaltiger Sprung nach vorne gelungen sein.

Wertung: 8/10

Erhältlich ab: 17.05.2024
Erhältlich über: Run For Cover Records (Cargo Records)

Website: onestepcloserwb.com
Instagram: www.instagram.com/onestepcloserwb

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Category: Magazin, Reviews

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