syk – eartHFlesh
(c) Filippo De Dionigi
In den etwas mehr als zwei Jahren seit dem Release von „Pyramiden“ wurden syk mehr oder minder zu einer anderen Band. Sängerin Dalila Kayros und Drummer Mauro Maraldo verließen die Band aus persönlichen Gründen. Gitarrist und Gründungsmitglied Stefano Ferran übernahm den offenen Posten am Mikrofon, zwei neue Musiker stellten das Quartett-Line-up wieder her. Zwar blieb man musikalisch den progressiven Extremen mit Djent- und Ambient-Anleihen treu, doch lässt alleine schon die neue Stimmfarbe an vorderster Front aufhorchen. Nicht nur das, mit Season of Mist gibt es sogar eine neue Plattenfirma im Hintergrund für den Release von „eartHFlesh“.
Das eröffnende Bollwerk „I Am The Beast“ macht sofort klar, dass sich am wahnwitzigen Extreme-Prog wenig geändert hat, wenngleich Ferrans Vocals deutlich wütender ausfallen und die brachiale Seite des Sounds betonen. Dalila Kayros schafft mit einem von vier Gastauftritten zugleich die Brücke zum bisherigen Schaffen, während technischer Anspruch und beherztes Zulangen auf faulige Melodien treffen. Das gelingt auch in „For To Themselves I Left Them“ mit seinen furiosen Sprints, die gefühlt aus dem Nirgendwo kommen und mit wachsender Begeisterung Schmerzen bereiten. Gewisse Parallelen zu Meshuggah lassen sich nicht von der Hand weisen. Ferrans Gesangsansätze und die gespenstischen Melodien zwischendrin machen Laune.
„I’ll Haunt You In Your Dreams“ könnte zugleich die Überschrift für dieses Album sein und fällt – standesgemäß – mit der Tür ins Haus. Die Italiener gehen sogleich in die Vollen, überschlagen sich selbst und versehen den Sechsminüter mit mehreren kleinen Zäsuren, die perfekt auf die folgenden Wutausbrüche vorbereiten. Im abschließenden „The Passing“ erhält Kayros gerade zu Beginn einen deutlich prominenteren Auftakt, wie eine Sirene der Verdammnis, bevor der schwerfällige Track mit Doom-Untertönen an massiven Klippen ominöser Heavyness zerschellen lässt. Die fortlaufende Eskalation in der zweiten Hälfte zwischen Prog-Urgewalt und avantgardistischer Sinnlichkeit macht Laune.
Einfach ist sie nicht, diese Dreiviertelstunde, doch so lohnenswert. Die nun deutlich anders klingenden syk bewegen sich weiterhin in vertrautem Fahrwasser, wenngleich ihr neuester Streich um Welten aggressiver und komplexer klingt. Und doch hat „eartHFlesh“ hörbar wenig Lust, sich von bisherigen avantgardistischen Ambient-Konzepten loszusagen. Unterm Strich bleibt Extreme-Prog für Fortgeschrittene, noch eine Spür wütender und explosiver, doch zugleich von gewohntem Anspruch und angenehmer Unvorhersehbarkeit geprägt. In dieser Form gibt es an syk weiterhin kein Vorbeikommen – ein Geheimtipp, der sich viel mehr Aufmerksamkeit verdient hätte.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 10.05.2024
Erhältlich über: Season of Mist (Soulfood Music)
Facebook: www.facebook.com/syk.official
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