Aseethe – The Cost
Brutal, brachial und unbeirrt gehen Aseethe ihren Weg weiter. Es mag zwar im Studio zuletzt etwas ruhiger geworden sein, doch büßte die Formation aus dem US-Bundesstaat Illinois seither rein gar nichts an Wut und Intensität ein. Fünf Jahre nach „Throes“ setzt es endlich wieder frisches Material, das sich erneut dem harschen Mix aus Doom und Drone verschrieben hat, dabei so vielschichtig und episch wie noch nie klingt. Von schweren Einschnitten und starken persönlichen Veränderungen beeinflusst, schwingt sich „The Cost“ zu neuen Ufern des Wahnsinns auf.
Bei vier Tracks in 40 Minuten weiß man genau, was man bekommt. Der eröffnende Titelsong ist der längste, dauert fast eine Viertelstunde und nutzt die opulente Spielzeit mit wachsender Begeisterung aus. Zunächst scheint alles seinen gewohnten Weg zu gehen, donnernd und schwerfällig vorgetragen, auf einem imaginären Zeitlupen-Pulverfass reitend. Wenn sich nach etwa viereinhalb Minuten jedoch der Nebel lichtet, klare Gitarren und etwas Synthetik für die erste von mehreren melancholischen Zäsuren auftauchen, blickt man erst einmal recht verwirrt aus der Wäsche. Zwar hauen Aseethe zwischendurch immer wieder auf die Pauke der Heavyness, doch ist diese verstörende Idylle neu.
Zwei vergleichsweise kurze, knappe Nackenschläge antworten darauf. Zunächst gibt sich „The Air Is Caving In“ wüsten Stakkato-Attacken hin und langt so beherzt wie selten zu, bevor „Last Time I Do Anything For A Fucking Friend Ever“ das rituelle Auskotzen zur Kunstform erklärt und wiederholte finsterne Attacken mit ausdrücklichem Gusto reitet – so düster und verstörend wie eh und je. Das gilt auch für das abschließende Epos „Irrelevance“, bloß etwas anders. Ellenlange Noise-Schleifen erheben sich nur sehr, sehr langsam aus dem Chaos, zäumen das Doom- und Drone-Pferd von hinten auf, intensivieren kernige Post-Metal-Einflüsse und ufern schließlich in schrill-latentem Wahnsinn aus.
Geradezu behutsam entwickeln Aseethe ihren Sound weiter, was ihnen überaus gut bekommt. Diese düsteren bis reduzierten Einschübe sorgen für Spannung, betonen das Unbequeme des Sounds und sorgen doch gleichzeitig für so etwas wie zarte Hoffnung; Hoffnung, die im nächsten Moment mit aller Vehemenz niedergeschlagen wird. „The Cost“ lässt im besten Sinne aufhorchen, ist unangenehm und mitreißend zugleich, und scheißt weiterhin auf Befindlichkeiten. Die Hässlichkeit der Welt kollidiert mit einem schwer greifbaren Funken von … irgendwas. Auf die weitere Reise von Aseethe darf man gespannt sein.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 21.06.2024
Erhältlich über: Thrill Jockey Records (Indigo)
Facebook: www.facebook.com/aseethecreation
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