Bad Breeding – Contempt

| 10. Juni 2024 | 0 Comments
Bad Breeding

(c) Cole Quirke

Bad Breeding reißen Wunden auf, um ganze Fäuste in selbige zu legen. Das Quartett aus dem britischen Stevenage geht mit seiner Hardcore-Vision gerne Risiken ein, textlich wie musikalisch. Während man sich zuletzt vor allem mit den Verfehlungen und Skandalen der Conservative Party auseinandersetzt, entwickelte sich auch die Musik weiter – härter, punkiger, noisiger, von manch einer Abrissbirne begleitet. „Contempt“ langt noch beherzter zu und erklärt die Auswirkungen der Austerität sowie des Umgangs mit dem Planeten zu zentralen Themen ihres neuesten Longplayers.

Und der hat es in sich, übt die konstante Eskalation mit wachsender Begeisterung. Das eröffnende „Temple Of Victory“ knöpft sich sogleich reaktionären Nationalismus vor, verteilt kräftige Kinnhaken, während das Arrangement noisige Post Punk-Wut ebenso kanalisiert wie Post-Hardcore-Chaos. Geradezu wissenschaftliche Abhandlungen – eine Sammlung von Essays begleitet dieses Album – bemühen sich um feinste Analyse, während warmherziges Grollen auf nahezu konstanten Wahnsinn trifft. Fast unmerklich zieht sich die Schlinge enger, bevor sich das folgende „Survival“ mit Motiven der Arbeiterbewegung im Kampf gegen die Ausbeutung des Planeten zurückschlägt. Sogar ein Hauch Discharge schwingt hier mit.

Das Spiel mit den Gegensätzen bekommt den Briten bestens. Auf einen kurzen, knappen Wellenbrecher wie „Retribution“ samt Punk-Einschlag folgt das ausgedehnte „Gilded Cage / Sanctuary“, das anfangs beherzt und noisig zulangt, bevor die obligatorischen Zäsuren immer länger und durchgeknallter werden. Bad Breeding suhlen sich in den Zwischentönen, während rundherum alles den Bach runtergeht. Das gilt auch für den abschließenden Titelsong „Contempt“, der langsam und heavy anrollt, komplett durchdreht und sich der Übersteuerung hingibt. Ein Track wie „Liberty“ mit seinem klassischen Hardcore-Punk-Sound samt obligatorischen Black Flag-Querverweisen brennt wie Feuer unter den Nägeln.

Tatsächlich gelingt es Bad Breeding, noch einen Tacken extremer und abgedrehter rüberzukommen, und zwar im besten Sinne. Kompromisslosigkeit zeichnete bereits die bisherigen Werke der Briten aus, doch langt „Contempt“ noch beherzter zu und reflektiert zudem jene titelgebende Verachtung geradezu perfekt in jeder Note. Die konstante, konsequente Entfremdung des Hardcore-Korsett, begleitet von bewusst unbequemen Texten und einem herzhaft-derben Gesamtpaket von Ton über Text bis Artwork und Essay, bemüht ein neues Level. Im Überlebenskampf setzen Bad Breeding eine weitere kolossale Duftmarke.

Wertung: 8/10

Erhältlich ab: 14.06.2024
Erhältlich über: One Little Independent Records (Bertus)

Website: badbreeding.com
Facebook: www.facebook.com/badbreedingband

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Category: Magazin, Reviews

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