desolat – Get Sick And Let Me Watch You Die

| 13. Juni 2024 | 0 Comments
desolat

(c) Alex Aigner

In Wien wachsen aktuell neue Meister der Kratzbürstigkeit heran. Die erst 2018 gegründeten desolat konnten mit ihren bisherigen Kleinformaten sowie dem Ende 2022 erschienenen Album „Elegance Is An Attitude… To Shit On.“ offene Türen einrennen. Mit dem rohen, wütenden Sound zwischen Noise Rock, Sludge, Death Metal und Crust gelang ein kaputter, ranziger Rohdiamant absolut abstoßender Hässlichkeit, der immer noch nachhallt. Für den Nachfolger kam man bei Reptilian Records unter, passend zur nun spürbar noisigeren Ausrichtung. „Get Sick And Let Me Watch You Die“ fällt noch einen deutlichen Tacken roher und unbequemer aus, wenngleich metallische und Hardcore-Extreme etwas zurückgefahren wurden.

Das Epitom dieser willkommenen Frischzellenkur haben desolat ans Ende des Albums gepackt: „(Gin) Tonic Youth“, zugleich erster Vorbote, nähert sich klassischem 90s-Noise-Rock an, gibt sich quengelig und bekömmlich zugleich. Gerade in den wütenden Vocals bleiben die rüpelhaften Reste spürbar, während sich die trockene und doch drückende Gitarre sofort einbringt. Die Herren aus der Hauptstadt langen beherzt zu, deutlich nihilistische Melodien ein und machen Laune. Das gilt auch für die Aufbruchsstimmung von „This Band Is Your Yoga“, für das man sich keinesfalls verbiegen muss. Kleinere frontale Ausritte, ein paar derbe Nackenhiebe, dazu gekonnter Spannungsaufbau und etwas Düsternis – so einfach kann es sein.

Und auch „Pregnant Meth Addict With Cancer“ hat etwas von einem Genre-Hit, spielt mit klassischem Alternative-Rock-Riffing und brennt sich sofort ein. Dass aus den Stimmbändern purer Grant entgegenschlägt, hat Methode. Im direkten Anschluss bemüht „Two Elderly Brothers Killed A Young Mother“ understatete Zerstörungswut. Eine imaginäre Schlinge zieht sich zu, die leichte Sludgecore-Eskalation unterhält. „Central European Nihilist Arrogance“ spielt sogar mit Hardcore Punk und Death Doom, gibt sich roh und übersteuert, zugleich jedoch so unfassbar erdrückend. Die schiere Wucht dieser gut fünf Minuten raubt sämtliche Sinne.

Nein, von Radiotauglichkeit bleiben desolat glücklicherweise meilenweit entfernt. Dennoch wirkt „Get Sick And Let Me Watch You Die“ deutlich zugänglicher als der Vorgänger. Der Noise-Rock-Fokus bekommt der Formation sehr gut, lässt sie konzentrierter und drückender auftreten, wirft sogar das eine oder andere hypnotische Riff aus. Im Hintergrund brodelt es aber weiterhin, von allerlei Gemeinheiten und roher Gewalt begleitet. Die Wiener Band setzt ihren Weg unbeirrt fort und liefert auf allen Ebenen im besten Sinne ab. An diesem Powerhouse werden sie sich künftig messen lassen müssen.

Wertung: 8/10

Erhältlich ab: 14.06.2024
Erhältlich über: Reptilian Records / Sounds of Subterrania

Website: desolatvienna.bandcamp.com

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Category: Local Bands, Magazin, Reviews

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