earthtone9 – In Resonance Nexus

| 21. Juni 2024 | 0 Comments
earthtone9

(c) Andy Ford

Einmal mehr tauchen earthtone9 auf, um mit neuer Musik zu überraschen. Nach einem ersten Reunion-Album 2013 fand man immer mal wieder für Live-Performances zusammen, bevor vor zwei Jahren eine abermalige Auszeit auf unbestimmte Zeit angekündigt wurde. Glücklicherweise ging diese deutlich schneller vorüber und machte Platz für den gewohnt mächtigen Mix aus progressiver, alternativer Metal-Kunst mit Groove-Anteil, erstmals ohne Drummer und Gründungsmitglied Simon Hutchby. Auf „In Resonance Nexus“ klingen die Briten, als wären sie nie weg gewesen.

Zu den frühen Highlights zählt „Under The Snake“, das sich vorsichtig und doch beständig aus seinem zaghaften Soundteppich arbeitet, letztlich in ebenso zarte Strophen führt. Der proggige Esprit trifft Karl Middletons gewohnt intensive, ausdrucksstarke Vocals, bevor ein erster mächtiger Chorus alles zerlegt, was sich gerade in den Weg stellt – mächtig und mitreißend, geradezu hymnisch. Die düstere und brachiale zweite Hälfte geht nicht mehr aus dem Kopf. Im direkten Anschluss geht „Oceanic Drift“ sofort in die Vollen, triumphiert mit roher Wut und hoher Energie, von vertrackten Dissonanzen begleitet. Auf dem Höhepunkt entsteht die nächste, überaus hibbelige Hymne, zwischen Fanfaren und technischem Anspruch gefangen.

Schnell entwickelt sich diese Platte zum Siegeszug, gerade in den epischen Momenten. Ja, „Third Mutuality“ braucht eine ganze Weile, um halbwegs in die Gänge zu kommen, doch ist das mehr als in Ordnung. Bratende Schwere und jenseitige Melodien schaffen ein herrlich unbequemes Spannungsfeld, auf das „Black Swan Roulette“ mit weit ausgebreiteten Armen antwortet und für den nächsten drückenden, voluminösen Höhepunkt sorgt. Ordentlich Atmosphäre steckt auch in „Strength Is My Weakness“, das sich auf Raten entlädt und mit einem technisch versierten Mittelteil alles zerlegt. Sollte das zu brav sein, reckt „Navison Record“ die Fäuste in die Luft, erhöht die Schlagzahl nahezu unbemerkt und macht nebenher alles kaputt.

Die Hibernation ist vorbei, die Rückkehr fällt gar meisterlich aus. Bei earthtone9 weiß man, was man bekommt, und das ist anspruchsvolle Meisterlichkeit, die nicht loslässt. Exakt das gilt auch für ihren neuesten Streich, der in der Entstehung wohl nicht ganz einfach war, dennoch geradezu mühlelos klingt. „In Resonance Nexus“ präsentiert sich von der ersten Sekunde an packend, geht direkt ins Ohr und bietet doch genug Futter für Saitenhexer und Alternative-Prog-Fans, von martialischen Metal-Wänden bis hin zu feinsinnigen, verspielten Melodiefolgen. Jedes Arrangement brennt sich ein, jede Idee macht Laune – ein weiteres Comeback nach Maß und hoffentlich endlich der nötige Anstoß, um nicht lockerzulassen.

Wertung: 9/10

Erhältlich ab: 21.06.2024
Erhältlich über: Candlelight Records / Spinefarm Records

Website: www.earthtone9.co.uk
Instagram: www.instagram.com/earthtone9

Slider-Pic (c) Andy Ford

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Category: Magazin, Reviews

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