Huntsmen – The Dry Land
In den schweren, zermürbenden und aufwühlenden vier Jahren seit dem Release von „Mandala Of Fear“ fanden Huntsmen stets Halt im Bandgefüge. Unter anderem sorgten chronische Erkrankungen für wiederholten Ausnahmezustand. Im freundschaftlichen Verbund kämpfte man sich persönlich und kreativ zurück, um den ohnehin komplexen Extreme-Sound zwischen Post und Prog, Psych und Americana zu erweitern. Sängerin Aimee Bueno-Knipe war erstmals komplett in den Entstehungsprozess eines Albums eingebunden, was sich bei „The Dry Land“ hörbar bezahlt gemacht hat.
Die deutlich kompaktere Tracklist und Spielzeit fällt sofort auf. Statt kompletter Überforderung tritt die US-Formation nun konzentrierter und präziser auf, wie unter anderem Perlen wie das abschließende „The Herbsight“ sehr eindrucksvoll unter Beweis stellen. Mehrstimmiger Gesang, ominös-mystische Stimmung und bleierne Schwere inmitten süßlicher Melodien zeichnen ein recht schräges wie faszinierendes Stimmungsbild. Wiederholte Ausschläge in allerlei Extreme, ein proggig-hymnischer Höhepunkt sowie fiese Growls zur Untermalung der explosiven Auflösung kommen gut und bemühen ein wahres Wechselbad der Gefühle.
Schnell wird man in diesen Sog gezogen, wenngleich es auch deutlich forscher und ruppiger geht. „In Time, All Things“ geht beispielsweise sofort in die Vollen, spielt mit Post Black Metal und etwas Borknagar, bevor eine folkige Zäsur alles auf Anfang setzt. Ja, das ist tatsächlich die gleiche Band, die fortan majestätische Heavyness und klassische Soli bemüht, wenngleich der nächste Abgrund nie zu weit entfernt ist und ein entsprechend wütendes Finale andeutet. Hingegen nimmt „Cruelly Dawns“ frostige Black-Metal-Gitarren mit, deutet diese ohne große Entstellung jedoch musikalisch weitestgehend um. Forsche Blast-Attacken, psychedelischer Rock, beißende Harmonien und eine durchgeknallte Post-Explosion am Höhepunkt passen ins Bild.
Überforderung bleibt ein Mittel zum Erfolg, wenngleich deutlich reduzierter eingesetzt. Die weiterhin erschlagende, wenngleich filigranere Präsentation von „The Dry Land“ offenbart ein großes Plus hinsichtlich Unterhaltungswert. Weiterhin drehen Huntsmen komplett am Rad, wenngleich ihnen der Fokus auf das Wesentliche gut bekommt. Deutlich mehr Folk und Psych unterstreichen das Americana-Faible, während die proggigen Extreme rundherum abgehoben, aber nie anstrengend wirken. Huntsmen gehen mit Sicherheit den richtigen Weg und machen doppelt, ja sogar dreifach Bock auf das nächste, hoffentlich gesündere Kapitel.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 07.06.2024
Erhältlich über: Prosthetic Records (Cargo Records)
Website: huntsmendoom.com
Facebook: www.facebook.com/HuntsmenBand
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