Neaera – All Is Dust

| 27. Juni 2024 | 0 Comments
Neaera

(c) Xoxo Photography

Im Februar 2020 meldeten sich Neaera nach langer Pause und zwischenzeitlicher Auflösung zum denkbar ungünstigsten Zeitraum mit einem gewaltigen Album zurück. Ein Releasekonzert ging sich noch aus, danach war erst einmal notgedrungen Ruhe. Festivalshows konnten erst mehr als zwei Jahre später nachgeholt werden, dafür gab es mit Our Loss Is Total immerhin ein kleines Nebenprojekt. Das Album nach dem Comeback-Werk wurde unter die Ägide von Long Distance Calling-Drummer Janosch Rathmer aufgenommen und sollte sich endgültig von alten Grenzen im Kopf befreien. Entsprechend offener und vielschichtiger gibt sich „All Is Dust“.

Einer dieser neuen, abwechslungsreicheren Dampfhämmer ist „Pacifier“, das selbstverständlich die altbewährte Neaera-DNA in sich trägt, zugleich düsterer und aggressiver wirkt. Frontale Attacken treffen auf tödliche Melodien und sogar etwas Blackened Death. Das erinnert schon mal an Heaven Shall Burn, was nun wahrlich nicht die schlechteste Referenz ist. Aus der zunächst beklemmenden Ruhe erhebt sich das wüste, intensive „In Vain“. Das sprichwörtliche Pferd lässt sich ausnahmsweise von hinten aufzäumen, die schleppende Schwere kommt gut und kollidiert gekonnt mit zarten melodischen Ansätzen sowie etwas Psychoterror.

„Dividers“ ist das nächste kleine Highlight. Der anfängliche Stomper täuscht und erdrückt zugleich. Neaera sind keinesfalls Groove-Monster geworden, sondern geben sich fürstlicher Finsternis hin. Frostige Gitarren öffnen das Portal für einen infernalen Nackenschlag, der näher denn je an Blackened-Gefilden dran ist, dabei dennoch unverwechselbar nach den deutschen Nachbarn klingt. Unterhaltsam ist ebenso „Antidote To Faith“, der bissige bis geifernde Opener, der immer wieder am Stand ausrastet, oder das zunächst drückende, dann komplett überzeichnete „Edifier“. So nah war die Band noch nie an Deathcore dran.

An die Ausnahmeklasse des Vorgängers oder eines „Armamentarium“ kommen Neaera dieses Mal zwar nicht ganz heran, doch weiß diese pointierte musikalische Weiterentwicklung sicherlich zu überzeugen. „All Is Dust“ nimmt einfach mehr von allem mit und rennt damit offene Türen ein. Fiese bis tiefschwarze Töne, höllische Schwere und vertraute Kost finden zusammen für eine knifflige und zugleich lohnenswerte Platte, die erst einmal vor den Kopf stößt und letztlich doch Laune macht. Neaera haben hörbar noch lange nicht genug und legen ein bekömmliches Brett von einem Album hin.

Wertung: 8/10

Erhältlich ab: 28.06.2024
Erhältlich über: Metal Blade (Sony Music)

Facebook: www.facebook.com/neaeraofficial

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Category: Magazin, Reviews

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