Pijn – From Low Beams Of Hope
Von musikalischen und konzeptuellen Grenzen haben Pijn noch nie sonderlich viel gehalten, siehe unter anderem ihre Abhandlungen über Trauer, die komplette Neuaufnahme ihres Erstlings oder der gemeinsame Stoff mit Conjurer. Und doch wagt sich das Sextett nach eigenen Angaben aktuell weiter denn je hinaus. „From Low Beams Of Hope“ befasst sich mit der Vergänglichkeit des Lebens und suchte nach dem passenden Soundtrack, der die metallische Post-Rock-Heavyness mit wachsender Begeisterung verzerrte und ausdehnte.
Dass sich bei der Formation aus Manchester einiges getan hat, zeigt sich bereits beim eröffnenden „Our Endless Hours“, einem von gleich vier Giganten. Reduzierter Spannungsaufbau und kleine Gesprächsfetzen umgarnen den Auftakt, ein Cello bemüht Dramaturgie, während warme Melodien auf Ominöses und Unbequemes treffen. Es dauert den halben Track, bis Pjin schließlich aus sich herausgehen, laut und deutlich, heavy und doch von todtrauriger Schönheit, letztlich viel zu kurz. „Carved Expanse“ geht vergleichsweise schnell in die Vollen, gibt sich laut und aufbrausend, aber auch fragil an den beiden Enden. Mehrminütige wütende Attacken der beklemmenden Art fahren durch Mark und Bein.
Das vorab präsentierte „On The Far Side Of Morning“, der einzige (knapp) unter zehn Minuten bleibende Track, gibt sich da schon wesentlich freundlicher und für sich einnehmender. Wenngleich die erste Druckwelle relativ schnell und gewohnt mächtig einsetzt, darf es rundherum doch herrlich bezaubernd, beschaulich und fragil sein. Im Mittelteil kommt die monolithische Intensität von Bands wie Russian Circles durch. „A Thousand Tired Lives“ rundet das Geschehen gewohnt muskulös ab, rollt langsam und nachdenklich an. Der Himmel verfinstert sich schnell, metallische Extreme tauchen auf und steuern auf ein dissonantes Pulverfass zu, das in zermürbender, klassisch angehauchter Zeitlupe explodiert.
Wenig überraschend liefern Pijn auf allen Ebenen und mit aller gebotener Wucht ab, auch wenn es dieses Mal etwas dauert, bis diese Platte ihre volle Strahlkraft entfaltet. Die ohnehin bereits ausladende Präsentation wurde mit wachsender Begeisterung endgültig auf die Spitze getrieben, stets der kompletten Eskalation so nah und die Trauerarbeit gleichzeitig gekonnt umdeutend. „From Low Beams Of Hope“ klingt finsterer, drückender und doch luftiger denn je – ein hochgradig willkommener Widerspruch, der nicht loslässt. Post-Rock-Heavyness, metallische Wucht, hörbare Conjurer-Inspiration und zudem das Streben nach neuen Klangflächen – ein starker Mix von der ersten bis zur letzten zermürbenden, erhabenen Sekunde.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 28.06.2024
Erhältlich über: Floodlit Recordings
Facebook: www.facebook.com/pijnband
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