Rendezvous Point – Dream Chaser

| 19. Juni 2024 | 0 Comments
Rendezvous Point

(c) Jonathan Vivaas Kise

Einer der großen Neo-Prog-Geheimtipps setzt zum ähnlich großen Wurf an: Seit zwei Alben verbinden Rendezvous Point klassische Ansätze mit modernen Ideen und etwas Synthetik. Das norwegische Quintett um Musiker*innen von Leprous und Ihsahns Soloband bemüht Heavyness mit Eingängigkeit und Anspruch, philosophiert zugleich über große Themen mit einem Blick auf die Gegenwart sowie eine sich stark verändernde Welt, gerade für die nächste und übernächste Generation. „Dream Chaser“ wagt sich dennoch an Träume und Albträume.

Von der ersten Sekunde an regiert ominöse, schwer zu greifende Spannung, wenn „Don’t Look Up“ mit Groove und Wucht einsetzt. Die Synthie trägt hingegen Rave-Züge in sich, bevor die Vocals vermehrt in klassische Gefilde drängen. Im konstanten Widerspruch entsteht pure Dramaturgie mit zeitgemäßem Flair, vielschichtig und betont eigenwillig, voller nervöser Energie und Intensität. Selbst die nötige Portion Pathos ist dabei, im Refrain wie im ruhigen Zwischenspiel. Im Vergleich dazu wirkt „Oslo Syndrome“ erst einmal heavy und drückend, bevor ein bunter Strauß Melodien die Öffnung in Richtung Voyager bemüht – wahrlich nicht die schlechteste Referenz.

Während man noch über derlei Ausritte philosophiert, sind Rendezvous Point längst einige Türen weiter. Da wäre beispielsweise der epische Rausschmeißer „Still Water“ mit seinen Streichern aus der Dose, die der Power-Ballade die nötige Dramaturgie verleihen. „Fireflies“, der zweite überlange Track, bemüht sich hingegen um Heavyness und Musikalität, wechselt Stimmungen und Rhythmus mit wachsender Begeisterung. Diese Rastlosigkeit sorgt für kleine und große Highlights, sympathischer Keyboard-Kitsch inklusive. Im Vergleich dazu wirkt „Wildflower“ schroff und direkt, geht nach vorne und kennt keinen Rücksicht auf Verluste. Selbst die melodische Auflösung am Höhepunkt wirkt eine Portion rauer als sonst.

Die konstante und konsequente Weiterentwicklung ihres bunten, gerne mal schwer greifbaren Sound bekommt Rendezvous Point bestens. Die Norweger*innen verzichten auf ihrem dritten Album auf den großen musikalischen Umbruch und gestalten ihren Sound einfach noch bunter. Ein wenig Kitsch muss sein, passt aber perfekt zum gerne mal überzeichneten, aber immer sehr ehrlichen und aufrichtigen Sound des Quintetts. „Dream Chaser“ ist eine komplexe und doch poppige Platte geworden, die dem weiten Neo-Prog-Feld zusätzlichen, etwas anders gelagerten Rückenwind verleiht.

Wertung: 8/10

Erhältlich ab: 21.06.2024
Erhältlich über: Long Branch Records (SPV)

Facebook: www.facebook.com/RendezvousPointOfficial

Teile diesen Artikel

Tags: , , , ,

Category: Magazin, Reviews

Demonic-Nights.at - AKTUELLES