Rezn – Burden
Im Sommer 2021 nahmen Rezn gleich zwei Alben auf. Das Quartett aus Chicago wollte verschiedene Aspekte seines Sounds zwischen Doom, Psychedelic, Gaze und Post Metal ausloten. Während das bereits veröffentliche „Solace“ die lichte, aufmunternde, narkotisch unterstützte Seite der Band präsentierte, geht es mit dem Einstand für die neue Heimat Sargent House nun in deutlich klaustrophobere, zerstörerische Bereiche. „Burden“ rückt das Riff in den Mittelpunkt und stellt Dissonanz sowie Härte über filigrane Atmosphäre – ein Rezept, das tatsächlich aufgeht.
„Bleak Patterns“ trägt diesen horrenden Mikrokosmos bereits im Titel und lebt ihn mit wachsender Begeisterung aus, wenngleich der Auftakt täuscht. Süffige, süßliche Melodien und ätherischer Gesang scheinen an den Vorgänger anzuknüpfen, bevor sich nach etwa eineinhalb Minuten der Himmel verfinstert und Platz für Muskelspiele macht. Dröhnende Intensität, bratende Breitseiten und wütend-doomiges Stampfen nehmen das Heft fest in die Hand, wenngleich sich ein gewisses Maß an Eingängigkeit – vor allem in den Vocals – nicht von der Hand weisen lässt. So ganz können Rezn doch nicht aus ihrer Haut, und das verleiht dem ansonsten gekonnt desolaten Track die nötige Würze.
Das furztrockene Riffing von „Chasm“ macht deutlich, wohin die Reise geht, bemüht gemächliche Breitseiten und suhlt sich in den Untiefen des Elends. Die US-Formation schraubt an seiner eigenen Heavyness und bemüht Urgewalt in gemächlicher Dosis, bis zum noisigen Abgang. Fast noch manischer präsentiert sich „Collapse“, das ein paar kaputte psychedelische Melodien unterjubelt und damit zu zer- bzw. verstören weiß. Ein Muse-Mittelteil führt auf die falsche Fährte, bevor das laute und unnachgiebige Aufstampfen ein weiteres Mal einsetzt – mit neuer und deutlicher Vehemenz.
Bei aller Wucht, bei allem Wahnsinn geht diese Platte doch viel zu schnell vorbei, wobei Rezn in 35 Minuten tatsächlich alles – und mehr als genug – gesagt haben. Zunehmende Übersteuerung und Eskalation treffen auf eingängige Reste. So ganz kann sich „Burden“ von der Atmosphäre des Vorgängers, des Partneralbums, nicht befreien, was letztlich für das gewisse Etwas sorgt. Mit jedem Riff und jeder Wiederholung bohrt sich das Werk tiefer und tiefer in die Seele, betreibt wohlfeiles Trauma-Dumping und sucht nach Sinn in der Sinnlosigkeit. Der psychedelische Post-Doom-Ansatz bekommt dem US-Quartett bestens und stellt einmal mehr dessen meisterliche Qualitäten unter Beweis.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 14.06.2024
Erhältlich über: Sargent House (Cargo Records)
Website: www.rezn.band
Facebook: www.facebook.com/reznband
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