SIBIIR – Undergang

| 9. Juni 2024 | 0 Comments
SIBIIR

(c) Pål Hoff Fredlund

Im Herbst 2019 meldeten sich SIBIIR zum bis jetzt letzten Mal aus dem Studio mit ihrem zweiten Album „Ropes“. Seither ist auf der Welt einiges passiert, was die Norweger direkt thematisieren mussten. Der ganze ‚Mist‘, wie sie es nennen, der sich um sie herum abspielte, bietet ideales Futter für den desolaten, tiefschwarzen Hardcore-Ansatz des Quintetts. Zugleich steht „Undergang“ im Zeichen von Frontmann Jimmy Nymoens Umzug von Oslo an die Westküste von Ålesund. Die Vocals waren kein Teil der ursprünglichen Jams im Proberaum, was die Arrangements detaillierter gestaltete. Ob bewusst oder unbewusst, das weiß die Band selbst nicht so recht.

Das Ergebnis spricht jedoch für sich und schlägt abermals beherzt aus – und zu, siehe und höre „Placid Waters“. Ein wütender, schwarzmetallischer Frontalangriff zu Beginn bereitet in etwa auf das vor, was sich in weiterer Folge ausbreitet. Typische Hardcore-, Punk- und leichte Thrash-Einflüsse mischen mit, während der Quasi-Refrain sogar den Hauch einer Hook einbringt. Ob man da nun mitbrüllen will oder nicht, ist gewiss eine andere Frage, doch unterhaltsam ist die ranzige Abrissbirne allemal. Auch das folgende „Ruinous“ langt beherzt zu, tobt sich in kurzer und knapper Zerstörungswut aus, hat zugleich genau jenes Mindestmaß an Eingängigkeit, um selbst inmitten des Rundumschlags hängenzubleiben.

„Wearing The Weight“ steht für bleierne Schwere und nahezu doomige Zerstörung, nicht zuletzt dem bewusst gewählten Langformat geschuldet. Drückende, nahezu Sludge-verwandete Klanglandschaften kollidieren mit rasender Wut im Zeitlupentempo und verharren über sechs Minuten im zähen Ausnahmezustand. Das Nervenkostüm kollabiert gar willentlich. Der zweite Gigant „Watch The World Burn From A House On Fire“ (was für ein pointierter, perfekt zu diesen Zeiten passender Titel) hält ebenfalls herzlich von High-Speed-Eskalation und bemüht stattdessen beklemmende Atmosphäre, die sich in dröhnender Reduktion äußert. Tracks wie der Opener „Divergence And Deceit“ servieren zwischendurch exakt jenen Blackened-Hardcore-Höllenritt, der reinigt und zerlegt.

Die vergleichsweise lange Wartezeit und räumliche Distanz merkt man dem mittlerweile 200. Release von Fysisk Format nicht an. Tatsächlich scheinen die Begleitumstände SIBIIR geholfen zu haben, denn gerade musikalisch macht das norwegische Quintett einen beherzten Sprung nach vorne. Komplexere und doch nach wie vor geschickt aufs Wesentliche heruntergebrochene Tracks gehen mit wachsender Begeisterung an die Substanz, werden durch die Vocals noch stärker und lassen die musikalische Präsentation deutlich ausgefeilter wirken. Mit „Undergang“ schwimmen SIBIIR ganz oben.

Wertung: 8/10

Erhältlich ab: 14.06.2024
Erhältlich über: Fysisk Format

Website: www.sibiir.com
Facebook: www.facebook.com/sibiir

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Category: Magazin, Reviews

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