Baryon – Hypnos

| 29. Juli 2024 | 0 Comments
Baryon

(c) Baryon

Nicht nur ihre Musik kennt lange Aufbauten, auch der Aufbau zum Release ihrer neuen Musik darf sich gerne etwas ziehen. Das erste und bis jetzt einzige Album von Baryon hat tatsächlich neun Jahre auf dem Buckel. In der Zwischenzeit schraubte man am eigenen Sound und nahm sich, teils notgedrungen, für die Gestaltung eines Nachfolgers ordentlich Zeit. Von 2020 bis 2022 wurde in Mannheim immer wieder aufgenommen mit der Mission, ein möglichst großes Album zu erzeugen. Tatsächlich gelingt mit den komplexen wie für sich einnehmenden Post-Arrangements auf „Hypnos“ genau das.

Heavier als gängige Post-Rock-Acts, aber melodischer als metallische Künstler wie Cult Of Luna, so lautete die ungefähre Vorgabe für diesen neuen Longplayer. Außerdem darf man sich in Geduld üben, denn bei sechs Songs und über einer Stunde Spielzeit wird schnell deutlich, dass monströse Dimensionen dazugehören. „Ambitendency“ eröffnet entsprechend episch und ausgedehnt, hangelt sich bewusst gemächlich in das Arrangement und lässt überraschend schüchterne, sehnsüchtige Vocals auftreten. Melancholie und Fernweh treffen auf eine majestätische Fanfare, die mit der Zeit härter und wüster wird, von rohen Screams und variierendem Tempo begleitet.

Derlei greifbare und doch emotional aufgeladende Energie findet sich auch in „Hedron“, mit sechs Minuten der mit Abstand kürzeste Track dieses Albums. Hier übernehmen vor allem – und in bester Genre-Tradition – die Gitarren das Storytelling. Zwischen konstantem Anschwellen, ellenlangem Crescendo und Ambient-artigem Abgang werden Freunde konventioneller Klänge bedient. „Communion“ lässt hingegen wieder die packende, für sich einnehmende Gesangsstimme ertönen, die vor allem im ersten Drittel den Track zusammenhält, später wütender und verzweifelter wird, während der Song sich selbst bewusst im Weg steht. Quengelige Dissonanzen und ein Hauch Noise treiben das Geschehen auf die fast 13minütige Spitze.

Ja, man braucht gutes Sitzfleisch, um „Hypnos“ vollends zu erfassen und zu verarbeiten, aber das ist auch ganz in Ordnung. Baryon hatten nach all der Zeit richtig viel zu sagen und tun das auch, begleitet von eng verwobenen narrativen Fäden und gewohnt hohem Anspruch auf musikalischer Ebene. Die neue Platte des deutschen Quintetts setzt auf mächtige Post-Klänge, die nie langweilig werden. Hätte es eine Portion knapper sein können? Vielleicht, doch liegt gerade im kompromisslosen Verfolgen dieser komplexen wie luftigen Arrangements unheimlich viel Kraft. Baryon unterstreichen ihre Klasse und demonstrieren eindrucksvoll, dass sie für höhe Weihen bereit wären.

Wertung: 8/10

Erhältlich ab: 28.07.2024
Erhältlich über: Eigenvertrieb

Facebook: www.facebook.com/baryontheband

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Category: Magazin, Reviews

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