Servants To The Tide – Where Time Will Come To Die
Was für eine Entwicklung: Ursprünglich von Gitarrist und Hauptsongwriter Leonid Rubinstein im eigenen Schlafzimmer als kleines Projekt gestartet, sind Servants To The Tide inzwischen zu einer vollwertigen Band aufgestiegen, die sich überwiegend epischen Doom-Klängen widmet. Nach einem ersten spannenden Album nimmt man sich nun Großes vor und wirft einen Blick auf das Konzept der Zeit. „Where Time Will Come To Die“ spannt den Bogen vom Urknall über die ersten Sonnenstrahlen auf der Erde bis hin zu einer düsteren Zukunft und dem unvermeidbaren, eiskalten Ende dieses Universums.
Das eröffnende „With Starlight We Ride“ fällt mit fünf Minuten Spielzeit nicht nur vergleichsweise kurz und knapp aus, sondern symbolisiert zudem willkommene Heavyness. Donnernde Drums und verspielte Gitarren treffen auf epische Chöre. Mehr und mehr wird die Gravitas dieses Unterfangens deutlich, speziell wenn Stephen Wehrbeins kraftvolle, ausdrucksstarke Stimme einsetzt und den Track mehr und mehr zur großen Hymne macht. Groß, wenngleich kompakt, ist „The Trial“. Mehrstimmige Passagen, peitschendes Schlagzeug und intensivste Gitarren arbeiten konstant auf einen überdimensionalen Höhepunkt zu, der kitschige Abgründe geschickt meidet.
Servants To The Tide können aber ebenso Überlänge, und das beweisen sie auf dieser Platte gleich mehrfach. „If The Stars Would Appear“ nimmt mehr als zehn Minuten in Beschlag und steuert der Krönung des Unterfangens zu. Aus der anfänglichen Halb-Ballade schält sich ein epischer Doom-Kraftakt heraus, der sich kaum merklich häutet, der immer größer und intensiver wird. Ein herzhaftes Riff läutet nach sechs Minuten das majestätische XXL-Finale ein. Der Titelsong will ebenso wenig übersehen werden; das nächste Meisterstück großer Gefühle, das ohne Atempause minutenlang nach vorne geht, proggig angehauchte Komplikationen einbaut und einmal mehr zu emotionalen, balladesken Mustern zurückkehrt.
Es dauert schon etwas, bis Servants To The Tide Fahrt aufnehmen, doch ist gerade dieser feinsinnige Aufbau, dieses sukzessive Einschlagen einer epischen Richtung das, was diesen Zweitling so groß macht. „Where Time Will Come To Die“ bemüht unzählige metallische Ideen, nimmt verschiedene Doom-Ausprägungen mit und kann in 50 Minuten sogar das anspruchsvolle, dennoch zu keiner Zeit zu hochgegriffene Leitmotiv gekonnt ausleben. Zwischen bärbeißiger Härte mit Urgewalt, balladesker Fragilität, großen Melodien und hymnischer Doom-Schwere greift das Quintett nach den Sternen – eine Platte, die Großes verspricht.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 19.07.2024
Erhältlich über: No Remorse Records
Facebook: www.facebook.com/servantstothetide
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