Steinras – Steinras
Von langer Hand und über mehrere Jahre geplant, koordiniert und ausgearbeitet, nun endlich Realität: Steinras sind da. Der Name mag jetzt weniger bekannt sein, auch die beiden Männer hinter diesem Projekt – Gitarrist Steinar Aven (u. a. Nattferd) und Drummer Arne Østensen Gandrud (Moor) – sind eher Insidern ein Begriff. Tatsächlich verbirgt sich hinter diesem Banner eine Art Black-Metal-All-Star-Album mit einer Backing-Band um aktuelle und ehemalige Mitglieder von Taake, Djerv, Gaahls Wyrd und Trelldom sowie massig Prominenz am Mikrofon. „Steinras“ ist zugleich der Name der ersten Platte.
Skagg von Deathcult und Gaahlskagg drückt dem eröffnenden „En Kald Død“ seinen Stempel auf – ein frostiger, höllischer Track, der sich zunächst selbst zu überschlagen droht, bevor episch angehauchte Klangflächen die drastische Eindringlichkeit dieser Monstrosität unterstreichen. In mehreren Druckwellen erfasst der Dampfhammer, während rund um die Drei-Minuten-Marke sogar so etwas wie angedeuteter Gesang auftritt. Das folgende „Djevelen I Minnet“ mit Doedsadmiral von Nordjevel klingt stellenweise wie eine andere Band, gerade was Wucht und Tieftöner betrifft – einer der Vorzüge dieses Projekts. Rasende Finsternis macht sich breit.
„Sands Of Time“ überrascht hingegen mit Gesang und Epik sowie einem Hauch Ulver. Thomas S. Øvstedal von Cor Scorpii und Roger Olsen von Aventyr spielen sich die Bälle zu und täuschen Melodie inmitten des Sprints an. Dieses wiederholte, funkelnde Nordlicht lässt nicht los. Hingegen langt Nag (Tsjuder) in „Dødt“ betont beherzt zu, zerbrüllt und zerkreischt den Track mit wachsender Begeisterung und erinnert damit schon mal an die ganze alte Schule. Wieder ein paar Türen weiter lässt Stud Bronson (The Batallion, Old Funeral, Bömbers) in „Crawler Of The Crypt“ seine Muskeln spielen und drängt das Duo sogar stellenweise in Richtung Black’n’Roll, heidnische Hymnik inklusive – ein unerwartetes kleines Highlight.
Wenngleich das Hauptaugenmerk auf frostig-rasanter Brachialgewalt liegt, besitzen Aven und Gandrud ein eindrucksvolles Verständnis für die intensive Vielfalt des Genres. Steinras widmen sich Black Metal, der gerne mal widerborstig sein darf und dem Underground nur selten entsteigt, der aber auch Raum für kleine Experimente und erschlagende Überraschungen bietet. Das erste gemeinsame Album des Duos macht von der Songauswahl bis zu den Gästen verdammt viel richtig – eine musikalische Entdeckungsreise der rohen, unnachgiebigen, spektakulär angehauchten Art.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 05.07.2024
Erhältlich über: Soulseller Records
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