Vuur & Zijde – Boezem

| 12. Juli 2024 | 0 Comments
Vuur & Zijde

(c) Mirko Meerwaldt

Wie emotional kann, wie emotional darf Black Metal eigentlich sein? Diese und ähnliche Fragen werfen Vuur & Zijde (dt. „Feuer & Seide“) auf ihrem ersten Album auf. Nach einer Split-Platte mit Impavida aus dem Jahr 2020, die noch vergleichsweise roh angelegt war, wuchs die niederländische Formation vom Trio zum Quintett an und gab ihrem Sound eine komplett neue Dimension, die unter anderem Post Rock, Dark Metal und etwas Gothic mitnimmt. Auf „Boezem“ erhält Post Black Metal nun kreative Erweiterung und kompromisslose Verfremdung zu gleichen Teilen.

Gleich die ersten beiden Tracks wirken wie eine homogene Einheit und gehen doch in komplett unterschiedliche Richtungen. „Onbemind“ lebt von anfänglicher Unruhe und Getriebenheit. Famke Canrinus‘ weiche und doch kraftvolle Stimme wird schließlich von wütenden, schwarzmetallischen Ausritten mit bittersüßer Melodik abgelöst, bevor es zurück zu den hektischen und süffigen Strophen geht. Dieses Pulverfass-Mantra findet in „Zusterzon“ keinen Platz. Stattdessen regiert hier von der ersten bis zur letzten Minute intensivste Stimmung, bis zum Zerreißen gespannt und von einem Teppich an Melodien, Spuren und Stimmungen getragen.

Das Spiel mit metallischen und punkigen Finster-Zwischenwelten kosten Vuur & Zijde in weiterer Folge vollends aus. So begibt sich „Nest“ beispielsweise sofort in media res und führt sich dort hörbar wohl, verbindet Zerstörungswut mit einer stoischen und zugleich ruppigen Rhythmusabteilung, bevor die nächste feine Melodie aus den Boxen scheint. Das überlange „Naakt“ schafft es gekonnt, mehr und mehr Spuren hinzuzunehmen, bevor ein todtrauriges Klagelied auf beklemmende Post-Black-Atmosphäre trifft. Und doch stürzt das Kartenhaus nie ein. Mit „Omheind“ setzt es forschen, energischen Post Punk in Reinkultur, dessen Melodie nicht mehr aus dem Kopf geht.

Post Punk und Post Black Metal, das passt letztlich erstaunlich gut zusammen. Hass und Trauer, Hoffnung und widersprüchliche Gefühle kommen auf kuriose und zugleich hynpotische Weise zusammen. „Boezem“ findet seinen Weg und tobt sich mit wachsender Begeisterung aus – mal hektisch und höllisch, dann wieder intensivst melodisch. Vuur & Zijde verstehen es wie nur wenige andere Bands, eine dichte und betörende Atmosphäre zu erzeugen, die jederzeit gerne kippen darf und soll. Das erste komplette Album des niederländischen Quintetts ist gewiss nicht einfach, aber einfach gut – und das Herz entsteigt nur langsam der Mördergrube.

Wertung: 8/10

Erhältlich ab: 12.07.2024
Erhältlich über: Prophecy Productions (Soulfood Music)

Facebook: www.facebook.com/vuurenzijde

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Category: Magazin, Reviews

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