Dark Tranquillity – Endtime Signals
Dark Tranquillity kommen aktuell nicht zur Ruhe. Bereits 2021 stieg Drummer Anders Jivarp aus, womit Mikael Stanne nun das einzige verbliebene Gründungsmitglied ist, auch die erst kürzlich an Bord gekommenen Anders Iwers und Christopher Amott sind schon wieder weg. Dafür wurden die zuvor nur live aushelfenden Christian Jansson (u. a. Grand Cadaver) und Joakim Strandberg-Nilsson (Nonexist, ehem. In Mourning) befördert und man macht als Quintett weiter. Musikalische Schlagzeilen gibt es auch noch: „Endtime Signals“ setzt den Weg der letzten Alben souverän fort – melodisch, mächtig und gelegentlich leicht düster.
Songs wie „Our Disconnect“ bringen den Ansatz auf den Punkt, bemühen beklemmende Finsternis und bieten dieser mit einnehmender Melodik die Stirn. Das spektakuläre Wechselspiel klingt stellenweise nahezu poppig, bevor brachiale Härte das Heft fest in die Hand nimmt und milde Zerstörungswut auslebt. Beißende Heavyness setzt es auch in „Unforgivable“, das die Schlagzahl gekonnt erhöht und einen unverschämt eingängigen Refrain auf wütende, leicht überdrehte Melodien treffen lässt. Hier leben Dark Tranquillity bewährte Qualitäten aus und treiben ihre Melodic-Death-Expertise auf die zermürbende Spitze.
Emotionaler Höhepunkt ist jedoch das passenderweise zur Album-Mitte platzierte „One Of Us Is Gone“, eine Hymne auf den Anfang 2022 an Krebs verstorbenen Ex-Gitarristen Fredrik Johansson. Die erhabenen balladesken Töne mit angedeutetem Bombast stehen dem Quintett erstaunlich gut zu Gesicht. Auch „False Reflection“ nimmt sich zurück, umfährt gerade eben die Kitsch-Klippen und zeigt zugleich, wie gut Stannes Stimme inzwischen ist. Wer jedoch auf etatmäßige Härte steht, wird ebenso fündig. „Enforced Perspective“ ist eine martialische Abrissbirne mit kleinen, feinen Widerhäkchen geworden, „Shivers And Voids“ kreuzt Intensität mit Drama und „Not Nothing“ hievt gallige Düsternis auf ein neues Aggressionslevel.
Letztlich symbolisiert „Endtime Signals“ logische Weiterentwicklung und wirkt trotz erneuter personeller Einschnitte erstaunlich souverän. Dark Tranquillity kennen ihre Formel, verändern diese vorsichtig und doch spürbar, landen damit einen vollen Erfolg. Etwas mehr Düsternis, vielleicht noch mehr Melodie und ruhige Momente bekommen dem Album bestens, zumal die nötige Härte nicht fehlt. Auch im neuer, reduzierter Besetzung bleiben die Urgesteine Garanten für Melodic-Death-Klasse – etwas anders, angenehm frisch und doch geradezu gewohnt traditionell. Mehr braucht es auch nicht.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 16.08.2024
Erhältlich über: Century Media (Sony Music)
Website: www.darktranquillity.com
Facebook: www.facebook.com/dtofficial
Letzte Kommentare